Typ 90 57 mm Panzerkanone:

japanisch: 九〇式五七粍戦車砲

Kuju shiki senshahō

 

Prototyp der Typ 90 Panzerkanone mit frühem Kartuschenabweiser

 

Zu Beginn des japanischen Panzerentwicklungsprogramm wurden ab Februar 1925 auch Ideen zur Bewaffnung entwickelt. Diese mündeten Anfang 1926 in Spezifikationen für eine Waffe zur Infanterieunterstützung basierend auf dem britischen Kaliber 57 mm/6pdr. Diese sahen wie folgt aus:

- Kaliber 57 mm

- Munitionsgewicht maximal 2,5 kg

- Mündungsgeschwindigkeit 350 m/s

- Rohrerhöhung -8° bis +30°

- Seitenrichtbereich eingebaut -10° bis + 10°

- Rohrgewicht 90 kg

- Gesamtgewicht 180 kg

- Reichweite maximal 4000 m

 

Typ 90 Panzerkanone mit späterem Kartuschenabweiser

 

Weiter Vorgeben wurden bei Entwicklungsbeginn im März 1926 hinzugefügt. So sollte die Waffe durch eine Person bedienbar sein und maximale Wirkung gegen Feldbefestigungen erzielen. So entstand im Osaka Armee-Arsenal bis Oktober 1926 eine Versuchswaffe, die intensiven Beschusstests unterzogen wurde. Dabei wurde eine Schussweite von 5700 m erreicht. Im Juli 1927 wurde das Geschütz dann zu Testzwecken im Experimentalpanzer Nr. 1 eingebaut und getestet. Dabei ergaben sich viel versprechende Ergebnisse, allerdings wurde der zunächst umständliche Richtprozess bemängelt. Daher wurde ab September 1928 der Umbau des Richtsystems begonnen. Ab Mai 1929 erfolgten erneute Tests, darunter auch einige eingebaut im Prototyp des Typ 89 Mittleren Panzers. Diese wurden erfolgreich abgeschlossen, so dass am 14. April 1930 die offizielle Einführung als Typ 90 57 mm Panzerkanone erfolgte.

 

Ergebnis war ein Geschütz mit Schulterstütze und vertikalem Blockverschluss. Nach Einlegen der patronierten Munition wurde der Verschluss durch einen Hebel an der rechten Seite verriegelt. Die Stütze wurde an die rechte Schulter angelegt und durch das an der linken Seite montierte Zielfernrohr das Ziel anvisiert. Die Seiterichtung erfolgte mit dem gesamten Turm für die Grobrichtung, die Feinrichtung und die Höhenrichtung erfolgte durch Anheben oder Absenken der Waffe an der Schulter. Geladen wurde mit der rechten Hand, der Abzugshebel am Pistolengriff wurde mit der rechten oder linken Hand gezogen. Dadurch wurde die beim Verriegeln des Verschlusses gespannte Feder des Schlagbolzens gelöst.

 

Ein Kartuschenabweiser schützte den Schützen vor Kontakt mit den automatisch ausgeworfenen, heißen Hülsen. Wegen des Anlegens an der Schulter musste der größte Teil des Rückstoßes durch einen Rückstoßmechanismus gedämpft werden. Dieser war wie der Vorholmechanismus federhydraulisch ausgelegt und unterhalb des Rohres in der gepanzerten Rohrwiege eingebaut. Der maximale Rohrrücklauf betrug 300 mm.

 

Das Rohr selbst wog 66,8 kg und hatte 20 Züge mit Rechtsdrall. Jeder Zug war 6,45 mm breit und 0,5 mm tief. Die Rohrlänge war 850 mm, mit Verschluss 1050 mm, bei einer Gesamtlänge von 1439 mm. Das Gesamtgewicht der Waffe betrug 144 kg ohne, 147 kg mit Hydrauliköl.

 

Waffentrainer von 1933, aus dem Bedienhandbuch

 

Neben 2,33 kg schweren Sprenggranaten mit einem Splitter-Wirkungskreis von 15 m konnten auch Panzersprenggranaten mit einer Durchschlagsleistung von 20 mm Panzerstahl auf 500 m bei 90° Aufschlagswinkel gegen gepanzerte oder verbunkerte Ziele verschossen werden. Aufgrund des kurzen Rohres konnte nur eine Mündungsgeschwindigkeit von 349,3 m/s erreicht werden. Daher ergab sich eine stark gebogene Flugbahn mit einem ungünstigen Auftreffwinkel. Somit eignete sich die Kanone nicht wirklich für den Kampf gegen Feindpanzer, was 1930 auch nicht die Hauptaufgabe war. Trotzdem reichte es für alle Panzer, die zu der Zeit weltweit im Einsatz waren. Die maximale Schussweite betrug 6000 m, die maximale Visierreichweite 2000 m.

 

Prototyp auf Schießgestell für Beschusstests

 

1941 wurden 57 mm Hohlladungsgranaten mit 80 mm Durchschlagsleistung entwickelt, aus Materialmangel aber nicht mehr für diese Waffe in Serie gefertigt.  Insgesamt wurden 430 dieser Kanonen im bzw. unter Aufsicht des Osaka Armee-Arsenals gefertigt. Außer im Typ 89 Mittleren Panzer wurde diese Waffe auch im zweiten Prototyp des Gepanzerten Kanonenboots AB eingesetzt.

 

Daten:

 

Kaliber: 57 mm
Rohrlänge: 1050 mm
Gesamtlänge: 1439 mm
Gewicht: 147 kg
Kaliberlänge:  14,9 (849 mm)
Seitenrichtbereich: - 10° bis + 10 °
Höhenrichtbereich: - 15° bis + 20°
Mündungsgeschwindigkeit Sprenggranate: 349,3 m/sec
Züge: 20
Drallrichtung: rechts
Rücklauflänge: 300 mm
Durchschlagsleistung Panzersprenggranate: 20 mm auf 500 m
Munition:

Typ 90 Sprenggranate

Typ 90 Exerziergranate

Typ 92 Panzersprenggranate

Typ 1 Panzergranate