Typ 99 105 mm Gebirgsgeschütz:
九九式十糎山砲
kuku shiki 10 cm sampō
Während der Gefechte zu Beginn des 2. chinesisch-japanischen Krieges zeigten sich die Typ Meiji 41 und Typ 94 75 mm Gebirgsgeschütze als wertvoll, jedoch wurde die Wirkung im Ziel als unbefriedigend eingestuft. Daher wurden Ende 1937 Überlegungen laut, ein Geschütz im Kaliber 105 mm zu schaffen, das als Schwerpunktwaffe für die Gebirgsartillerie dienen sollte. Wie bei den kleineren Geschützen sollte ein Transport in zerlegtem Zustand per Pferd oder Maultier möglich sein. Dazu sollte das Gewicht der einzelnen Bauteile 130 kg nicht überschreiten. Die Reichweite war eher nebensächlich. So entstand bis April 1939 ein Versuchsgeschütz, das ab Mai 1939 getestet wurde.
experimentelles 105 mm Gebirgsgeschütz
Das Geschütz hatte eine Kastenlafette mit einem großen, nach vorn hin einklappbaren Stützsporn am hinteren Ende. Für den Transport im Zusammengebauten Zustand wurde der hintere Teil der Kastenlafette nach vorn geklappt und zwei Zweiteilige Zugstangen montiert. So konnte das Geschütz mit zwei Pferden bewegt werden. Der Vorholmechanismus direkt unter dem Rohr arbeitete federhydraulisch, die noch darunter liegende Rücklaufbremse hydropneumatisch. Zur Verringerung des Gewichts kam ein Schraubverschluss anstelle eines schwereren Keilblockverschlusses zum Einsatz. Das 4 mm starke Schutzschild bestand aus zwei Teilen und war gewinkelt gebaut, der innere Teil verjüngte sich dabei nach unten. So konnte es am vorderen Teil der Kastenlafette montiert werden, ragte aber trotzdem seitlich über die vorstehenden Räder hinaus für einen besseren Schutz der Bedienmannschaft. Der Ausschnitt für Waffe und Oberlafette war oval und hatte eine kleine Aussparung für einen Montagegriff auf dem Rohr. Für die Richtoptik war im inneren, oberen Teil des Schildes eine trapezförmige Öffnung vorgesehen, die durch eine außen liegende Klappe verschlossen werden konnte. Der Richtmechanismus war links angebracht. Die Höhenrichtung erfolgte über zwei Zahnkränze am hinteren Ende der Oberlafette. Der Seitenrichtbereich lag bei -3° bis + 3°, der Höhenrichtbereich bei -3 ° bis + 42°. Die Feuerhöhe lag bei 790 mm. Die Grobe Seitenrichtung erfolgte durch Drehen des Geschützes mit Hilfe einer Stange am hinteren Ende der Lafette. Die 10 cm breiten, hölzernen Räder besaßen 12 Speichen und eine aufgeschrumpfte, eiserne Lauffläche von 50 mm Breite. Der Durchmesser betrug 900 mm, die Spurweite war variabel zwischen 900 und 1200 mm. Die durchgehende Radachse wurde vorn unten in die Unterlafette eingebaut.
experimentelles 105 mm Gebirgsgeschütz in Fahrstellung
Die Tests waren erfolgreich, jedoch wurden kleinere Verbesserungen gefordert. Diese umfassten unter anderem die Verwendung eines massiveren Verschlusses und kleinere Änderungen am Schutzschild, vor allem eine dreiteilige Auslegung mit Mittelteil und zwei Flügeln. Aufgrund der geringen Priorität dauerte es jedoch bis März 1940, bis diese umgesetzt werden konnten. Dann erfolgte die offizielle Einführung als "Typ 99 10 cm Gebirgsgeschütz".
Instellunggehen des Typ 99 Gebirgsgeschützes
Zum Transport mit Transporttieren konnte die Waffe in sieben Lasten zerlegt werden:
Last | Gewicht |
1. Rohr: | 119,8 kg |
2. Verschlussstück | 82,2 kg |
3. Rückstoßmechanismus | 117,0 kg |
4. Unterlafette Vorderteil | 112,0 kg |
5. Unterlafette Hinterteil | 88,5 kg |
6. Achse und Räder | 127,6 kg |
7. Schutzschild | 80,0 kg |
Als Munition kamen Spreng-, Splitter- und Hohlladungsgranaten zum Einsatz. Die Typ 100 Sprenggranate hatte bei einem Gewicht von 12,5 kg einen Wirkungsdurchmesser von 25 m. Die Typ 91 Splittergranate wurde von der Typ 91 Feldhaubitze übernommen und hatte bei einem Gewicht von 16 kg einen Wirkungsdurchmesser von 31 m. Die Typ 3 Hohlladungspanzergranate wog 10,9 kg und konnte 120 mm Panzerstahl durchschlagen. Die Treibpatrone konnte mit drei unterschiedlichen Ladungen versehen werden:
Ladung 1 | Ladung 2 | Ladung 3 | |
Gewicht | 440 g | 310 g | 165 g |
Mündungsgeschwindigkeit | 330 m/s | 290m/s | 200 m/s |
Maximale Reichweite | 7500 m | 5600 m | 3500 m |
minimale Reichweite bei 5 ° Rohrerhöhung | 1800 m | 1500 m | 740 m |
minimale Reichweite bei 30° Rohrerhöhung | 4000 m | 3000 m | 1800 m |
Aufgrund des beginnenden Krieges gegen die Alliierten wurden bis 1942 lediglich 104 Geschütze gefertigt, bevor die Produktion zugunsten von dringender benötigten Feldartilleriegeschützen eingestellt wurde. Der Einsatz erfolgte in Unabhängigen Gebirgsartillerieregimentern wie dem in China eingesetzten 28. Regiment sowie in Einheiten der Heimatverteidigung.
Daten:
Bedienmannschaft: | Geschützführer, Richtschütze, Ladeschütze, 8 Munitionskanoniere |
Kaliber: | 105 mm |
Länge: | 3622 mm |
Breite: | 1300 mm |
Rohrlänge gesamt: | 1604 mm |
Kaliberlänge: | 12,4 (1302 mm) |
Rücklauflänge: | 800 mm |
Anzahl der Züge: | 30, Rechtsdrall |
Gewicht: | 815 kg |
Seitenrichtbereich: | - 3° bis + 3° |
Höhenrichtbereich: | - 3 bis + 42° |
Anzahl der Ladungen: | 3 |
Schussfrequenz: |
3 Schuss/Minute |
Munitionsarten: |
Typ 91 Splittergranaten Typ 100 Sprenggranaten Typ 3 Hohlladungspanzergranaten |
Reichweite: | 7500 m |
Durchschlagsleistung Panzergranate: |
120 mm |
Detailansicht der Oberlafette von vorn