Typ 89 mittlerer Panzer Version A:

 

八九式中戦車甲型

hachiku shiki chu sensha ko-gata:

 

 

Nach der erfolgreichen Erprobung des Experimentalpanzers Nummer 1 wurden umgehend Spezifikationen für einen leichten Kampfpanzer zur Infanterieunterstützung mit einem Höchstgewicht von 10 t entwickelt. Die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeuges sollte 25 km/h betragen, damit es den zu dieser Zeit vorhandenen Transportkraftwagen der mechanisierten Infanterie folgen konnte. Dabei sollten Gräben von 2 m Breite überschritten und Steigungen von 43° überwunden werden können. Die Länge sollte 4300 mm nicht überschreiten, die weiteren Maße sollten sich an die vorhandenen Eisenbahntransportmöglichkeiten orientieren. Als Bewaffnung sollte eine 37 mm Kanone, zunächst französischer Fertigung, sowie ein oder mehrere Maschinengewehr(e) zum Einsatz kommen. Die Panzerung sollte 37-mm-Geschossen aus mittlerer Entfernung widerstehen können.

 

Nach den Tests mit den englischen mittleren Vickers Mk C begann Ende 1927 aufgrund der genannten Spezifikationen bei Osaka Rikugun Zoheisho der Bau des mittleren Experimentalpanzers Nr. 2. Schnell war abzusehen, dass das angepeilte Gewicht mit dem geplanten Fahrzeug nicht zu erreichen war. Außerdem war man mit der Leistung der französischen kurzen Panzerkanone bei weitem nicht zufrieden.

 

 

So wurde Anfang 1928 der Bau eingestellt und eine Neukonstruktion begonnen. Als Fahrwerk wurde eine modifizierter Version des Parallelogramm-Laufwerks des Experimentalpanzers 1 übernommen. Es kamen je zwei paarweise durch leicht elliptische Blattfederpakete gefederte Laufradpaare je Seite zum Einsatz. Hinzu kam zur Verbesserung der Steigfähigkeit ein neuntes, separat gefedertes Laufrad vorn.

 

 

Der Antrieb erfolgte über Getriebe und Lenkbremsen vorn. Fünf Stützrollen und das Spannrad hinten vervollständigten das Laufwerk. Zum Schutz der Laufwerkskomponenten wurde ein Panzerblech aufgeschraubt.

 

Als Motor war von vornherein ein Dieselmotor (Diesel war damals ein "Abfallprodukt" der petrochemischen Industrie) vorgesehen, vor allem nach den schlechten Erfahrungen, die man mit dem Benzinmotor des Mk. C gemacht hatte. Da ein solcher Motor erst zu entwickeln war, wurde zunächst auf einen Daimler 6-Zylinder Flugzeug-Benzinmotor zurückgegriffen.

 

Benzinmotoren für die Serienfertigung

 

Die Panzerung bestand durchgehend aus genieteten, ebenen, oberflächengehärteten Panzerplatten verschiedener Größe und Form. Für die Bugpanzerung nahm man den Vickers Mk. C als Vorbild. Die Panzerung war etwa im oberen Drittel ganz leicht geneigt ausgeführt, im unteren Bereich zweigeteilt. Rechts vorn saß der Bugschütze, für den im oberen Bereich in einer Standard-Kugelblende zunächst ein Typ Taisho 11 6,5 MG zur Verfügung stand. Im unteren Bereich war dort eine große  Zugangsklappe senkrecht eingebaut, die sich nach links öffnen ließ. Links im Bug saß der Fahrer, dem im oberen Bereich der Bugpanzerung eine einfache, aufklappbare Sichtluke zur Verfügung stand. Ein gepanzerter Vorbau wie beim Mk. C war für den Einbau der Lenkelemente erforderlich.

 

 

 

Da sich die senkrechte Einstiegsluke im Bug als Schussfalle erwies, wurde die Bugpartie überarbeitet. Die zweiteilige Bugpartie wurde durch eine abgeschrägte Panzerplatte ersetzt, in die eine jetzt nach rechts zu öffnende Tür wiederum vorm Bugschützen eingelassen war.

 

 

Die Seitenpanzerung war im Bereich des Kampfraums zur Aufnahme der Kraftstofftanks seitlich ausgebuchtet, so dass sich eine Kettenabdeckung ergab. Im oberen Bereich war die Seitenpanzerung über die gesamte Fahrzeuglänge abgeschrägt. Der Motor war direkt hinter dem Kampfraum in Längsrichtung eingebaut und von innen zugänglich. Im Heck waren Luftfilter, Batterien und Schmiermitteltank eingebaut.

 

 

Der Zweimannturm war konisch gebaut mit einer Standard-Kugelblende zur Aufnahme eines zweiten Typ Taisho 11 MGs in 12-Uhr-Position. Die Hauptbewaffnung bestand zunächst aus dem Typ Taisho 11 37 mm Infanteriegeschütz, welches 1931  schnell durch die Typ 90 57 mm Panzerkanone ersetzt wurde.

 

Da sich während der ersten Tests herausgestellt hatte, dass die Anordnung des Turm-MG die Bedienung der Kanone erschwerte und dazu noch der Höhenrichtbereich der Kanone begrenzt war, wurde der Turm neu konstruiert. Die Turmfront war nun gerundet und das MG in einem Erker in 7-Uhr-Position eingebaut. Zur besseren Gefechtsfeldbeobachtung erhielt der Kommandant rechts auf dem Turm eine kleine topfförmige Kuppel auf die rechte Ausstiegsklappe montiert, die so im Ganzen nach rechts abgeklappt werden konnte. Die Kanonenblende war weiterhin innen liegend, was zur Folge hatte, dass bei bestimmten Stellungen der Kanone unterhalb des Rücklaufmechanismus eine Schussfalle entstand, wobei die Panzerung dort dazu noch auch mit Infanteriemunition durchschlagen werden konnte.

 

 

Wegen der bereits vorhandenen Erfahrungen konnten die meisten Komponenten zügig entwickelt und getestet werden. So konnte im April 1929 der Prototyp in die Testphase eintreten. Während der verschiedenen Tests erwies sich das Fahrzeug als robust und beweglich. Zeitweise wurde auch eine Version mit einem Typ Taisho 3 6,5 mm Maschinengewehr getestet, die aber letztlich abgelehnt wurde.  

 

 

 

Trotz modernster Fertigungsverfahren konnte das Gewichtlimit mit 9,8 t nur knapp unterschritten werden. Bei voller Kampfbeladung wurde ein Gewicht von 11,5 t erreicht. Da man das Fahrzeug dringend benötigte, wurde diese Überschreitung akzeptiert und das Fahrzeug Ende 1929 als Typ 89 (nun) mittlerer Panzer eingeführt.

 

 

 

 

 

Von vornherein war eine Serienfertigung vorgesehen, die jedoch mit den Kapazitäten der armeeeigenen Produktionsstätten nicht zu realisieren war. Daher wurde Mitsubishi hinzugezogen, die ab 1930 für die Serienfertigung ein eigenes Panzerwerk aufbauten. Später wurden bei anderen Firmen weitere Fertigungsstraßen fertig gestellt. Es wurden folgende Stückzahlen gebaut:

 

Jahr:

1931

1932

1933

Anzahl:

10

?

?

Gesamt: 278

 

 

Die Maschinengewehre im Turmheck und Bug wurden Anfang der Dreißiger Jahre durch Typ 91 6,5 mm MG ersetzt. 1932 wurde die Zweite Unabhängige Panzerkompanie als eine der ersten Einheiten mit den Typ 89 Panzern ausgestattet. Während des Shanghai-Zwischenfalls 1932 konnte dieser Verband, insgesamt 5 Typ 89 und 10 Renault NC, seinen Wert unter Beweis stellen. Zu dieser Zeit bestand die Bewaffnung noch aus 37 mm Sogekihô Kanonen, da für die 57 mm Waffen noch nicht ausreichend Munition produziert worden war. In den teils heftigen Straßenkämpfen konnten sie ohne Verluste, gegen einen allerdings schlecht bewaffneten Gegner, die Infanterie wirkungsvoll unterstützen. Insbesondere im direkten Vergleich mit den ebenfalls eingesetzten Renault NC Panzern, die wegen technischer Probleme nur wenig erreichen konnten, fielen die Typ 89 sehr positiv auf. 1933 konnten die nun mit den 57 mm Kanonen bewaffneten, 10 Typ 89 Panzer der 1. Spezial-Panzerkompanie in drei Tagen 320 km tief kämpfend auf feindliches Gebiet vordringen, eine bemerkenswerte Leistung zu dieser Zeit.

 

  

 

In der Folge wurden die Gefechtsereignisse sorgfältig ausgewertet und die Fahrzeuge daraufhin stark überarbeitet. Die Verbesserungen wurden nach und nach in die Serienfertigung eingearbeitet und auch, soweit möglich, durch die Werkstatteinheiten umgesetzt. So entstanden viele Mischversionen.

 

 

Die Verbesserungen umfassten vor allem die Panzerung. So wurde die zweiteilige Bugpanzerung durch eine durchgehende schräge Panzerplatte mit einer Ausbuchtung für die Fahrersehklappe ersetzt. Des Weiteren wurde die Panzerplatte über dem Laufwerk derart überarbeitet, dass das durch die Ketten mitgerissene Erdreich über den Stützrollen besser abgeführt werden konnte. Darüber hinaus fiel eine Stützrolle je Seite weg.

 

 

Auch der Turm wurde erneut überarbeitet. So wurde die problematische Panzerung rund um die Kanonenblende überarbeitet und beschussfest gemacht. Anstelle der zweiteiligen Luke mit der kleinen Kommandantenkuppel auf der rechten Klappe wurde nun eine größere Kommandantenkuppel eingebaut, die von einer zweiteiligen Klappe abgedeckt wurde.

 

Zur Verbesserung der Grabenüberschreitfähigkeit um 500 mm wurde ein Vorrichtung nach französischem Vorbild angebracht, die das Fahrzeug um 1450 mm verlängerten.

 

 

Als  1933 der vorgesehene Dieselmotor endlich einsatzbereit wurde, wurden die Fahrzeuge mit Benzinmotor zur Abgrenzung mit dem Zusatz "Ko" (= A) in der Bezeichnung versehen. Ab 1934 wurde in der Serienfertigung überwiegend nur noch der Dieselmotor eingebaut.

 

 

Version Ko mit neuer Kommandantenkuppel

 

Die in der Literatur und Online immer wieder auftauchenden Kurzbezeichnungen "Chi-Ro" (= erstes mittleres Modell) und "I-Go" (erste Version) wurden niemals offiziell eingeführt. Die offizielle Bezeichnung war wie oben angegeben.

 

 

Daten:

 

Hersteller:

Mitsubishi,

Nanman Rikugun Zoheisho,

Osaka Rikugun Zoheisho,

Kobe Seikosho,

Nihon  Seikosho

gebaute Fahrzeuge:

?

Kampfgewicht: 

12 t

Bodendruck:

0,53 kg/cm2

Besatzung:

4 Mann

maximale Panzerstärke:

6 mm - 17 mm

Länge:

5750 mm

Breite:

2180 mm

Höhe: 

2560 mm

Kettenauflage:

3658 mm

Kettenbreite:   

305 mm

Bodenfreiheit:

480 mm

watfähig bis:

1000 mm

überschreitet:

2510 mm

klettert: 

840 mm

maximale Steigung:

34°

Motor:

Daimler 6-Zylinder Benzinmotor

Leistung:

118 PS bei 1400 U/min

Straßengeschwindigkeit:

25 km/h

Geländegeschwindigkeit:

n.b.

Reichweite:

140 km

Tankkapazität:

n.b.

Getriebe:

n.b.

Leistungsgewicht:

10 PS/t

Bewaffnung Turm:

1 X Typ 90 57 mm Kanone

1 X 6,5 mm MG Typ 91 im Turmheck

Bewaffnung Bug:

1 X 6,5 mm MG Typ 91

Munitionsvorrat:

100 / 2745 Schuss

 

Panzerung

Turm

Aufbau

Fahrwerk

vorn

Seite

hinten

oben

vorn

Seite

hinten

oben

vorn

Seite

hinten

Stärke (mm)

15

15

15

10

17

11

8

6

17

11

6

Neigung(°)

80

80

90

0

90

35/90

50

15

75 (90)

90

90