type 97 charge layer, I-Goho 11

 

Japanische Minen

 

Typ 93 Panzerabwehrmine

 

九三式戦車地雷

kusan shiki Senshajirai

 

Typ 93 Panzerabwehrmine im Boden vor der Räumung

Ende der 1920er Jahre besaß die japanische Armee noch keine spezielle Mine zur Bekämpfung von Panzern und anderen Fahrzeugen. Statt dessen sollte Artillerie im Direktbeschuss oder ferngezündete Pionierladungen die Aufgabe übernehmen. Dies erforderte jedoch einiges an Personal und Waffen, die dafür vorgehalten werden mussten. Daher wurde 1929 beschlossen, für diese Aufgabe eine einfach zu handhabende, kleine Panzerabwehrmine mit Druckzünder zu entwickeln.

 

Die Entwicklung begann offiziell am 01.06.1929. Ziel war es, eine möglichst leichte und einfache Mine für die Zerstörung von Fahrzeugen und das Aufhalten von Panzern zu schaffen. Dazu sollte die Sprengladung grade groß genug sein, um die Kette eines Panzers sicher zu zerstören. Die Ausschaltung des Fahrzeugs sollte dann entweder durch Fernwaffen oder Nahbekämpfungstrupps erfolgen. Verschiedene Voruntersuchungen bezüglich der idealen Form und des geeignetsten Sprengstoffs wurden Anfang der 1930er Jahre durchgeführt. Dies führte im April 1933 schließlich zum Bau mehrerer Minen mit verschieden Bauformen udn Sprengstoffen. Ab Mai 1933 erfolgten auf den Truppenübungsplatz  Irago bei Tahara in Zentraljapan mehrere praktische Tests mit einem Typ 89 Mittleren Panzer, um die beste Minenform, den wirksamsten Sprengstoff und die sicherste Zündungsmethode festzustellen.

Dabei stellte sich heraus, dass ein runder, flacher Minenkörper mit möglichst großer Auflagefläche für die Panzerkette die idealste Form darstellte. Die beste Sprengwirkung bei kleinstmöglichem Volumen ermöglichte Trinitrotoluol. Davon waren 670 g ausreichend, um die Kette des eingesetzten Panzers auch an ihren stabilsten Stellen zu zerreißen. Die sicherste Zündmethode war ein Druckzünder mit einem Scherdraht, der bei der gewünschten Gewichtsbelastung zerbrach und dabei den Schlagbolzen freisetzte. Diese drei Erkenntnisse  bildeten die Grundlage für die Entwicklung der geplanten Mine.

Im Juni 1933 wurden entsprechend folgende Vorgaben für die neue Waffe herausgegeben:

 

* Durchmesser 158 mm

* Höhe  55,8 mm

* Sprengladung 700 g Trinitrotoluol

* Gesamtgewicht 1150 g

* Druckzünder mit Mehrfachsicherung und Scherdraht

 

Die ersten Prototypen waren bereits im Juli des gleichen Jahres bereit für Tests. Dabei ergaben sich mehrere Probleme wie ein zu weit aus dem Minenkörper herausragender Zünderkopf und mehrere Fälle von Nichtauslösen bei dem Einsatz in weichem Boden. Ersteres machte die Minen einerseits leichter erkennbar und andererseits drangen leichter Schmutz und Wasser in den Auslösebereich ein, was die Haltbarkeit verringerte. Zweiteres lag vor allem daran, dass der Panzer die Minen tiefer in den Boden drücken konnte, so dass der Scherdraht nicht zerriß. Hier wurde als Abhilfe festgestellt, dass das Anbringen der Mine an einem kurzen Brett bereits ausreichte, um wieder die nötige Auslösekraft auf den Scherdraht auszuüben.

Im August 1933 wurde schließlich der finale Prototyp gefertigt. Dabei war die Sprengladung vergrößert worden, um auch für stabilere Panzerketten von schwereren Panzern geeignet zu sein, deren Entwicklung in den kommenden Jahren erwartet wurde. Entsprechend stiegen Ausmaße und Gewicht leicht an. Als Zünder wurde der Typ 93 Druckzünder standardisiert. Ende 1933 wurden Tests zur Transportsicherheit der neuen Minen mit Lastkraftwagen und Flugzeugen unternommen, die problemlos bestanden wurden. Im Januar 1934 erfolgte die finalen Klimatests in der Nordmandschurei, die zu kleineren Änderungen an der Mechanik der Zünder führten.  Im Frühjahr 1934 erfolgte schließlich die offizielle Einführung als "Typ 93 Panzerabwehrmine"

 

Die Typ 93 Panzerabwehrminen bestanden aus zwei Teilen:

 

* Minenkörper

* Zünder

 

Der Minenkörper war zylindrisch mit einem Durchmesser von 170 mm und einer Höhe von 50 mm. Als Material wurde zunächst Stahl, später auch Messing oder Kupfer zur Verringerung der Erkennbarkeit durch Minensuchgeräte verwendet. Der obere Teil der Mine war hohl. Beim Auffahren einer größeren Last wie einem Panzer oder einem anderen Fahzeug wurde dieser Bereich eingedrückt und vergrößete die Auflagefläche der Kette oder des Reifens auf dem Sprengstoff. Zugleich diente der Raum beim Zünden des Sprengstoffs zur Ausbreitung des größten Drucks nach oben hin. In der Mitte des Minenkörpers war oben eine Öffnung für den Typ 93 Minenzünder eingelassen. Um diese Öffnung herum war eine Übertragungsladung platziert, die den in den Außenbereichen untergebrachten Sprengstoff gleichmäßig zündeten.

 

Außenansicht und Schnittskizze der Typ 93 Panzermine

 

Außen am Minenkörper waren an gegenüberliegenden Seiten je zwei Ösen angebracht. Dort konnten Seile oder Draht angebracht werden, um Straßensperren schnell durch Herüberziehen einzelner Minen oder Minenriegeln zu sperren oder auch, um zwei Minen an den Unterseiten miteinander zu verbinden. Löste dann die obere Mine aus, detonierte auch die untere.

Zwei mit den Unterseiten aneinandergelegte und verschnürte Typ 93 Panzerabwehrminen

 

Als Zünder wurde der Typ 93 Minenzünder standardisiert. Dieser bestand aus einer T-förmigen Hülse mit einem Aufsatz mit der vorgespannten, spiralförmigen Schlagbolzenfeder. Letztere wurde durch einen Schraubdeckel mit zwei Viertelgewinden im Transportzustand gesichert. Zudem sicherte ein Stift in der Schraubkappe diese gegen versehentliches Drehen. Als dritte Sicherung diente der Scherdraht, der erst bei eienr Belastung von 140 kg brach. Die Gesamtlänge des Zünders betrug 45,5  mm bei 18 mm Durchmesser. Das Zündhütchen war in der Mitte der Hülse angebracht über der Zündladung angebracht. der Zünder wurde in einem Metallgehäuse ausgeliefert, um Witterungseinflüsse beim Transport auszuschließen.

Schnittskizze des Typ 93 Minenzünders aus dem offiziellen Handbuch

 

Vor dem Verlegen der Mine wurde die Druckkappe für den Zünder von der Mine entfernt und der Zünder eingesetzt. Dann wurde die Sicherungskappe durch Drehen gelöst und entfernt, wobei der Sicherheitsstift im unteren Teil der Kappe brach. Ein Sicherheitring, der mit der Sicherung geliefert wird, wurde auf den Kopf des Zünders geschraubt und ersetzte so zunächst die Sicherheitkappe. Die Mine war dann vorbereitet und ausreichend gesichert, um verlegt zu werden.

Nach dem Einsetzen der Mine in den Boden wurde der Sicherungsring wieder entfernt und die Druckkappe der Mine aufgesetzt. Dann sicherte nur noch der Scherdraht den Zünder. Vorgesehen war, die Mine so zu vergraben, dass nur die Oberseite und die Druckkappe über den Boden hinausragten.

Beim Auftreffen von mindestens 140 kg auf die Druckkappe zerbrach der Scherdraht und ließ die Schlagbolzenfeder frei. Diese entspannte sich und schlug auf auf den Schlagbolzenkopf, der sich dadurch in das Zündhütchen bohrte, welches mit seiner Detonation zunächst die Zündladung im unteren Teil des Zünderhülse auslöste. Daraufhin explodierte die Übertragungsladung im Minenkörper, was die Hauptladung zündete.

 

Eingesetzt wurde die Typ 93 Panzerabwehrmine bis zum Kriegsende 1945. Genaue Produktionszahlen sind nicht bekannt, diese dürften aber mindestens im sechstelligen Bereich gelegen haben.

Im Vergleich zu den Panzerabwehrminen anderer Nationen war die japanische Version sehr leicht und klein, aber auch nicht so wirkungsvoll. Einsatz- und Erfolgsberichte liegen nicht vor.

 

 

Daten:

 

Durchmesser:

170 mm

Höhe mit Zünder: 55 mm

Gewicht mit Zünder:

1400  g

Gewicht Sprengladung:

890 g

Sprengladungstyp:

TNT

Zünder:

Typ 93 Minenzünder

Zündverzögerung:

keine

 

 

Verwendete Literatur und Internetquellen:

 

- Armeeministerium: "Authorisierung vorläufiger Anweisungen für die Typ 93 Panzerabwehrmine und den Typ 93 Minenzünder als Sprengmittel", Heeresministerium des Kaiserreichs Japan, April 1934, Japanisches Zentrum für Asiatische Aufzeichnungen (JACAR) Katalognummer C01001324000

爆破用火薬火具九三式戦車地雷及九三式地雷信管仮制式制定の件 (archives.go.jp)

Originaltext japanisch

- Armeeministerium: "Authorisierung des Handbuchs für die Typ 93 Panzerabwehrmine und den Typ 93 Minenzünder", Heeresministerium des Kaiserreichs Japan, Januar 1940, Japanisches Zentrum für Asiatische Aufzeichnungen (JACAR) Katalognummer C01005110000

九三式戦車地雷九三式地雷信管取扱法規程の件 (archives.go.jp)

Originaltext japanisch

- Wikipedia Japan: "Typ 93 Panzerabwehrmine"

九三式戦車地雷

Originaltext japanisch