Schulflugzeuge der Armeeluftwaffe
Armee Typ 4 Schulflugzeug (Kokusai Ki-86):
陸軍一式練習送機
Rikugun yon shiki renshu hikoki
Prototyp Ki-86
Ein Projekt der Firma Nippon Kokusai Koku (Japan internationale Luftfahrtgesellschaft), später in Kyūshū Flugzeugbau umbenannt, aus 1943 für ein Anfänger-Schulflugzeug, basierend auf dem deutschen Modell Bücker Bü 131 B "Jungmann". Es handelte sich um einen Doppeldecker mit zwei offenen Sitzen, einem invertierten 4-Zylinder Reihenmotor und festem Fahrwerk.
1938 sandte der deutsche Flugzeugbauer Bücker zwei Modelle der Bücker Bü 131 "Jungmann" zu Werbezwecken nach Japan, das zweisitziges Schulflugzeug Bü 131 B, und die Kunstflugversion Bü 131 C. Die Maschinen stießen auf reges Interesse bei der Marineluftwaffe, die ein Anfänger-Schulflugzeug benötigte. Sie beauftragte die Firma Watanabe Flugzeugbau, die Lizenzrechte an der Maschine zu erwerben und ein entsprechendes Flugzeug nach japanischen Standards daraus zu entwickeln. Ergebnis war das Typ 99 Schulflugzeug K9W1, welches in Serie gefertigt wurde. Näheres siehe dort.
1942 benötigte die Armeeluftwaffe ebenfalls ein neues Schulflugzeug zum Ersatz für die veralteten Armee Typ 95-3 Schulflugzeuge. Unter dem Eindruck der Leistungen der K9W1 trat sie an die Firma Nippon Kokusai heran mit der Bitte, ebenfalls Lizenzrechte an der Bü 131 B zu erwerben und unter der Kitai-Nummer 86 eine auf die Armeebedürfnisse zugeschnittene Version zu entwickeln. Bis Mitte 1943 entstand ein Protoyp mit gegenüber dem deutschen Vorbild nahezu unveränderten Rumpf- und Flügelstruktur. Die wesentlichen Änderungen betrafen den Motor und die eingebauten Fluginstrumente aus japanischer Fertigung. An Stelle des deutschen Hirth HM.504 A2 Motors wurde dessen japanische Lizenzversion Armee Typ 4 4-Zylinder Reihenmotor (Hitachi Ha 47) "Hatsukaze 11" eingebaut. In die Motorverkleidung wurden vorn etwas größere Lüftungsöffnungen eingelassen, um die Kühlleistung in den wärmeren, südlichen Landesteilen Japans zu verbessern.
Pilot im Alleinflug
Ab Juli 1943 erfolgten die Prototypentests. abei erwies sich die Maschine als der Bü 131 gleichwertig in Sachen Handhabbarkeit und Manövrierfähigkeit. Ein großer Pluspunkt war auch, dass der Motor auch schon mit Flugbenzin mit nur 70 Oktan störungsfrei lief. So war kein knapper, hochwertiger Treibstoff für den Betrieb nötig. Allerdings mussten dabei die Zündkerzen öfter gereinigt werden, weil diese dadurch zu einer schnelleren Verschmutzung neigten. Die Besatzung bestand aus dem Ausbilder vorn und dem Pilotenschüler hinten. Mit der Verwendung von Zusatzgewichten zum Schwerpunktausgleich war auch ein Alleinflug möglich.
Aufgrund der Kriegslage verlief die Erprobung etwas schleppend. Daher erfolgte die offitielle Einführung als "Armee Typ 4 Schulflugzeug" erst im April 1944 Wegen des hohen Bedarfs wurde die Fertigung aber bereits ab Herbst 1943 befohlen. Bis Januar 1945 entstanden so noch 1030 Flugzeuge dieses Typs. Dann wurde die Produktion von allen Flugzeugen eingestellt, die nicht in den Notplan der Heeresluftwaffe aufgenommen worden waren. Dies betraf auch fast alle Schulflugzeuge.
Der Einsatz erfolgte vor allem bei den Flugschulen der Armeeluftwaffe. Dort war die Maschine schnell beliebt, da sie einfacher zu fliegen war als das Typ 95-3 Schulflugzeug. Ein Flugschüler war damit im Schnitt bereits nach knapp zehn Flugstunden statt der zuvor üblichen 16 Stunden in der Lage, einen Alleinflug zu unternehmen. Bei einer entsprechenden, zivilen Vorausbildung an Gleitern war dies sogar schon ab knapp sieben Flugstunden möglich. Dies beschleunigte die Anfänger-Pilotenausbildung deutlich.
Nach Kriegsende wurden die verbleibenden Maschinen vor allem in Korea und China weiter zur Pilotenausbildung verwendet. Noch 1953 wurden Maschinen in Korea verwendet.
Ende 1944 entstand noch eine Vollholz-Version unter der Projektbezeichnung Ki-86 Modell Ib.
Daten:
Entwicklungsfirma: |
Bücker Flugzeugbau |
Besatzung: | Pilotenschüler, Ausbilder |
Länge: |
6,62 m |
Spannweite: |
7,35 m |
Höhe |
2,25 m |
Flügelfläche: |
13,50 m² |
Leergewicht: |
431 kg |
Normalgewicht: |
631 kg |
Maximalgewicht: |
680 kg |
Motor: |
1 X luftgekühlter Armee Typ 4 4-Zylinder Reihenmotor Hitachi Ha 47 Hatsukaze 11 |
Motorleistung normal: | 105 PS |
Motorleistung maximal: |
115 PS |
Propeller: |
Zweiblatt, Holz |
Höchstgeschwindigkeit: |
180 km/h, im Sturzflug maximal 350 km/h zulässig |
Steigrate: | 3,2 m/s |
Reisegeschwindigkeit: |
120 km/h |
Reichweite: |
400 km |
maximale Flughöhe: | 3000 m |
Flügeldruck: |
n. b. |
Leistungsgewicht: |
6,01 kg/PS |
Panzerung: |
keine |
Bewaffnung: |
keine |
Hersteller: |
Tachikawa Flugzeugbau |
Verwendete Literatur und Internetquellen:
- Wikipedia Japan: "Typ 4 Anfänger-Schulflugzeug"
Originaltext: japanisch
- R. J. Francillon: " Japanische Flugzeuge des Pazifikkrieges", Putnam & Company Ltd, London, 1. Auflage 1970, SBN 370 00033 1,
Originaltext englisch
- Mike Goodwin, Peter Starkins: "Japanische Flugzeugmotoren 1910 - 1945", MMP Books, Sandomierz, 1. Auflage 1997, ISBN 978-83-65281-32-6,
Originaltext englisch
- Watanabe Yoji : "Ketzerischer Himmel" Bunshun Bunko, Tokyo, 1. Auflage 2000, ISBN 978-41-67249-09-0,
Originaltext: japanisch