Aufklärer der Armeeluftwaffe

 

Armee Typ 100 Fernaufklärer Mitsubishi Ki-46:

 

Prototyp

 

Ein Projekt der Firma Mitsubishi aufgrund einer Anfrage der Armeeluftwaffe vom 12.12.1937 zur Entwicklung eines schnellen, hochfliegenden Langstreckenaufklärers. Es handelte sich um einen Tiefdecker mit geschlossenen Kanzeln für die Besatzung, zwei 14-zylinder Sternmotoren und Einziehfahrwerk.

 

Der Armeeluftwaffe war 1937 bewusst, dass in künftigen Konflikten große Gebiete in Asien und dem Pazifik zu überwachen wären. Daher sah man Bedarf für einen strategischen Langstreckenaufklärer, der allein aufgrund von Geschwindigkeit und Flughöhe nur schwer abzufangen sein müsste. Daher wurden im Dezember 1937 unter anderem folgende Vorgaben ausgegeben:

- Einsatzdauer sechs Stunden bei 400 km/h

- Einsatzhöhe 4000-6000 m

- Höchstgeschwindigkeit 600 km/h auf 4000 m

- Bewaffnung ein nach hinten ausgerichtetes, flexibles 7,7 mm MG

- einmotorig oder zweimotorig

- Verwendung entweder des Mitsubishi Ha-26 Sternmotors oder des Nakajima Ha-20b Sternmotors oder des Nakajima Ha-26 Sternmotors

 

Ki-46-I bei einer Ausbildungsstaffel

 

Mitsubishi griff bei der Konstruktion auf die Erfahrungen aus dem Projekt Ki-39/Ki-40 zurück und entschied sich für ein zweimotoriges Flugzeug. In Zusammenarbeit mit der Luftfahrt-Fakultät der Universität Tokyo entwickelte man spezielle, sehr enge Motorabdeckungen für den Mitsubishi Ha-26 Sternmotor zur Verringerung des Luftwiderstands und zur Erweiterung des Sichtfelds der Besatzung. Zudem sollte ein einziehbares Fahrwerk verwendet werden. Um das Flugzeug möglichst aerodynamisch zu gestallten, waren Flügel mit geringstmöglicher Bauhöhe und ein möglichst schmaler Rumpf vorgesehen. Pilot und Beobachter waren in getrennten Kabinen untergebracht. Zwischen ihnen und in den Flügelwurzeln waren große Treibstofftanks eingebaut. Die Kameras waren in speziellen Halterungen im Bug und unter dem Beobachterplatz eingebaut. Hinter dem Beobachter war unter einer Abdeckung eine versenkbare Lafette für ein 7,7 mm MG eingebaut. Diese musste vor Benutzung ausgefahren werden. Die Bedienung erfolgte im Stehen. Aufgrund der geforderten Flugleistungen wurden an der Universität Tokyo umfangreiche Windkanaltests durchgeführt, was die Entwicklung  verlangsamte. So wurde der Prototyp erst im November 1939 fertig, angetrieben von zwei Ha-26-I Sternmotoren. Erste Tests ergaben eine gute Handhabung und ausreichende Manövrierfähigkeit. Jedoch wurde trotz aller Anstrengungen die geforderte Höchstgeschwindigkeit um 60 km/h verfehlt. Trotzdem war die Maschine damit immer noch schneller als die zu dieser Zeit in der Prototypenphase befindlichen Jäger Ki-43 und A6M. Daher erfolgte nach kurzer Testphase bereits die offizielle Einführung. Außerdem wurde ein erster Bauauftrag über 30 Maschinen erteilt, die schnellstmöglich ausgeliefert werden sollten.

 

Mehrere Versionen wurden gefertigt:

- Ki-46-I ist das Basismodell

- Ki-46-II hat einen stärkeren Motor

- Ki-46-II KAI hat einen dritten Sitz oberhalb der Tanks zwischen Pilot und Beobachter und wurde zur Ausbildung von Navigatoren in Flugschulen verwendet (siehe unter Trainer)

- Ki-46-III hat einen veränderten Bug mit aerodynamisch günstigerer Form und nochmals stärkere Motoren

- Ki-46-III KAI hat zusätzlich fest eingebaute Maschinenwaffen im Bug und diente als schwerer Abfangjäger (siehe unter Jäger)

- Ki-46-IIIb und IIIc haben eine modifizierte Bewaffnung und dienten als Schlachtflieger (siehe unter Schlachtflieger)

- Ki-46-IVa hat einen anderen Motor mit Turbolader für verbesserte Höhentauglichkeit

- Ki-46-IVb ist wieder mit zusätzlichen MGs im Bug bewaffnet und sollte als Schlachtflieger dienen (siehe dort)

 

Ki-46-II

 

Die Serienfertigung begann im Frühjahr 1940. Bis Kriegsende wurden insgesamt 1742 Maschinen dieses Typs gebaut. Alliierte Codebezeichnung war "Dinah".

 

Die ersten Serienmaschinen wurden 1940 zur Ausbildung der Besatzungen und für Einsatzerprobungen verwendet. Die Wartungsmannschaften waren mit der Komplexität der Maschine im Vergleich zum Vorgänger Ki-15 zunächst nicht zufrieden, gewöhnten sich schließlich aber daran. Zudem ergaben sich Probleme mit dem verwendeten Treibstoff, was vor allem bei hohen Außentemperaturen immer wieder zum Austritt explosionsfähiger Gasgemische führte. Die Verlegung der Treibstoffleitungen um den Motor und die Verwendung eines 92 Oktan statt eines 87 Oktan Treibstoffs lösten dieses Problem. Weitere Probleme waren eine schnelle Überhitzung des Schmieröls beim normalen Steigflug, zu kleine Ruderflächen, ein unzuverlässiges Sauerstoff-Versorgungssystem für die Besatzung und ein zu schwaches Fahrwerk, dass bei Landungen immer wieder kollabierte. Bis auf die Fahrwerksprobleme konnten diese Dinge gelöst und die Maschinen entsprechend nachgerüstet werden.

 

Im März 1942 wurde schließlich der Einbau des stärkeren Mitsubishi Ha-102 Sternmotors möglich. Damit wurde eine Höchstgeschwindigkeit von 604 km/h erreicht, was die Maschine unerreichbar für die zu dieser Zeit verfügbaren chinesischen Jägern machte. Da die nötigen Änderungen nur geringfügig waren, konnte bereits im Juli 1941 die Serienfertigung beginnen. Die ersten Maschinen wurden im Frühherbst mit Erfolg in China eingesetzt. Eine damit ausgerüstete Staffel unternahm Ende Oktober 1941 vom besetzten Indochina aus Aufklärungsflüge zu den geplanten Landungszonen in Thailand und Malaya. Nach Beginn der Feindseligkeiten erwiesen sich auch die verfügbaren alliierten Jäger zunächst als ungeeignet, die Ki-46-II erfolgreich zu bekämpfen. Schließlich wurden die Maschinen sowohl im Golf von Bengalen, über Nordaustralien und über Midway eingesetzt, ohne dass die Gegner in der Lage waren , die Maschinen bei ihrer Arbeit zu behindern. Erst nach Auftauchen der P-38 und der Spitfire Mk V standen Jagdmaschinen zur Verfügung, die die Ki-46 erfolgreich jagen konnten. Anfang 1942 fragte sogar die Luftwaffe an, ob der Erwerb einer Fertigungslizenz für die Ki-46-II möglich wäre. Die Verhandlungen verliefen jedoch im Sande, zumal auch die Frage des Transports der Blaupausen ungeklärt war.

 

Ki-46-III

 

Im Mai 1942 wurde seitens der Armeeluftwaffe im Rahmen einer Aufforderung zur Kampfwertsteigerung auch der Einbau des noch stärkeren Mitsubishi Ha-112-II Sternmotors vorgeschlagen. Zudem sollte die Anwendung neuste Erkenntnisse im Flugzeugbau die Aerodynamik verbessern. So wurde unter anderem gefordert, mindestens eine Stunde lang eine Geschwindigkeit von 650 km/h halten zu können. Dies machte neben einer Neukonstruktion des vorderen Rumpfs hin zu einer Tropfenform auch eine Änderung des Treibstoffversorgungssystems und den Einbau zusätzlicher Tanks nötig. Es wurde sogar die Verwendung eines externen, abwerfbarem Zusatztanks für den Anflug zum Einsatzgebiet vorgesehen. Um das höhere Gewicht zu kompensieren, wurde das Fahrwerk überarbeitet. Außerdem wurde die Lafette für das flexible MG im Heck weggelassen, welches von den Einsatzverbänden sowieso oft zur Gewichtsersparnis ausgebaut worden war. Im Dezember 1942 wurden zwei Prototypen dieser als Ki-46-II bezeichneten Version fertig gestellt. Die Tests wurden mit höchster Priorität durchgeführt und konnten schnell beendet werden. Ab Frühjahr wurde die Serienfertigung parallel zur Ki-46-II begonnen. Die verbesserte Version wurde vor allem an Verbände ausgeliefert, die gegen die modernsten alliierten Jäger antreten mussten. Die Ki-46-II war schneller als die meisten Jäger dieser Zeit und agierte in größeren Höhen. Ohne Radarleitung war ein erfolgreiches Abfangen auch für die schnellsten Jäger der USA nahezu ausgeschlossen.

 

Im Februar 1944 begannen Tests zum Einbau des Mitsubishi Ha-112-II Ru Sternmotors mit Turbolader für verbesserte Höhentauglichkeit. Die se Version wurde bezeichnet als Ki-46-IV. Der Turbolader machte jedoch massive Probleme, was die Arbeiten stark verzögerte. Ende 1944 wurden zwei Prototypen schließlich einsatzbereit. Bei einem Geschwindigkeitstest erreichte eine der Maschinen mit Rückenwind eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 700 km/h über eine Distanz von 2300 km. Damit war diese Version das schnellste zweimotorige Aufklärungsflugzeug seiner Zeit. Eine Produktion wurde trotzdem abgelehnt, da die Kriegslage dies nicht mehr zuließ.

 

Ki-46-IV Prototyp nach dem Krieg

 

Nach dem Fall der Marianen-Inseln wurden die schnellen Ki-46-III zumeist zur konstanten Überwachung der US-Basen auf Saipan und Tinian eingesetzt. Die Ki-46-II waren zumeist über dem Kontinent, den Philippinen, Iwo Jima und  Okinawa beschäftigt. Ende 1944 wurde das mit der Produktion beauftragte Mitsubishi-Werk in Nagoya durch ein Erdbeben beschädigt. Anfang 1945 wurde die Fertigungsstätte dann durch Bomber schwer getroffen. Daher wurde die Fertigung nach Toyama verlegt, wo bis zur nahezu vollständigen Vernichtung der Stadt (99 % waren dem Erdboden gleichgemacht) durch US-Bomber im Juni 1945 aber nur noch etwa 100 Maschinen gefertigt werden konnten.

 

 

Daten:

 

Version: Ki-46-I Ki-46-II Ki-46-III Ki-46-IV

Entwicklungsfirma:

Mitsubishi
Besatzung: Pilot, Beobachter

Länge:

11,0 m

Spannweite:

14,7 m

Höhe

3,88 m

Flügelfläche:

32,0 m²

Leergewicht:

3379 kg 3263 kg 3831 kg 4010 kg

Normalgewicht:

4822 kg 5050 kg 5722 kg 5900

Maximalgewicht:

n. b. 5800 kg 6500 kg 6500 kg

Motor:

2 X Mitsubishi Armee Typ 99 Modell 1 14-zylinder Doppelreihen-Sternmotor (Mitsubishi Ha-26-I) 2 X Mitsubishi Armee Typ 1 14-zylinder Doppelreihen-Sternmotor (Mitsubishi Ha-102) 2 X Mitsubishi Armee Typ 4 14-zylinder Doppelreihen-Sternmotor (Mitsubishi Ha-112-II) 2 X Mitsubishi Ha-112-II Ru 14-zylinder Doppelreihen-Sternmotor mit Turbolader
Motorleistung normal: 2 X 900 PS 2 X 1050 PS 2 X 1250 PS

Motorleistung maximal:

2 X 900 PS 2 X 1080 PS 2 X 1500 PS

Propeller:

Dreiblatt, Metall

Höchstgeschwindigkeit:

540 km/h auf 4070 m 604 km/h auf 5800 m 630 km/h auf 6000 m 630 km/h auf 10000 m
Steigrate: 7 Min. 45 Sek. auf 5000 m 17 Min. 58 Sek. auf 8000 m 20 Min. 15 Sek. auf 8000 m 16 Min. 30 Sek. auf 10000 m

Reisegeschwindigkeit:

n. b. 400 km/h auf 4000 m n. b. 450 km/h auf 4000 m
maximale Flughöhe: 10830 m 10720 m 10500 m 11000 m

Reichweite:

2100 km 2474 km 4000 km

Flügeldruck:

150,7 kg/m² 157,8 kg/m² 178,8 kg/m² 184,4 kg/m²

Leistungsgewicht:

3,1 kg/PS 2,3 kg/PS 2,0 kg/PS

Panzerung:

keine
Funkmessgeräte: keine

Bewaffnung:

1 X Typ 89 7,7 mm MG flexibel keine

Hersteller:

Mitsubishi

 

Ki-46-II