Typ 94 75 mm Gebirgsgeschütz:
九四式 7 糎 山砲
kuyon shiki 7 cm sampō
Während der Gefechte des 1. Weltkriegs erwies sich das Typ Meiji 41 zwar als wirksam, jedoch wurde die Stabilität der Unterlafette bemängelt. 1920 wurde daher mit der Entwicklung einer modernisierten Version zu Testzwecken begonnen. Diese hatte eine zweiteilige, offene Kastenlafette an Stelle der Gabellafette und einen federhydraulischen Rücklaufmechanismus des französischen Systems Schneider anstelle desjenigen des Systems Krupp. Am 20.07.1920 erfolgten Beschusstests im direkten Vergleich mit dem Typ Meiji 41 Geschütz, wobei sich jedoch keine deutlich bessere Leistung ergab. Das Projekt wurde daher eingestellt.
Experimentalgeschütz von 1920
Im Juni 1931 war schließlich das Budget vorhanden, die Entwicklung einer neuen Kanone zum Ersatz des Typ Meiji 41 Gebirgsgeschützes zu beginnen. Ziel war es, die Waffe schneller auf- und abbauen zu können, Die Stabilität der Waffe zu verbessern und die Lebensdauer der Einzelteile zu erhöhen. Dazu wurde die Unterlafette grundlegend überarbeitet. Es kam zunächst eine zweiteilige Spreizlafette zum Einsatz. Das Rohr wurde zur Reichweitenerhöhung verlängert und erhielt einen modernen Keilverschluss. Der Vorholmechanismus direkt unter dem Rohr arbeitete federhydraulisch, die noch darunter liegende Rücklaufbremse hydropneumatisch. Die Höhenrichtung erfolgte links an der Waffe, die Seitenrichtung rechts. Der Höhenrichtbereich lag bei -10° bis + 60°, der Seitenrichtbereich bei -20° bis + 20°. Beim ersten Versuchgeschütz waren die die Radachse an drehbaren Schuhen befestigt, um die Feuerhöhe zu verringern. In der vorgesehenen Feuerstellung wurde sie nach oben geklappt und lagen etwa in der Mitte des Rohres. Für den Transport konnten die Achsen nach unten gekippt werden, was die Bodenfreiheit deutlich erhöhte. Die 5 cm breiten, hölzernen Räder hatten 12 Speichen und eine aufgeschrumpfte, eiserne Lauffläche. Das 3 mm starke Schutzschild war einteilig und in einem Winkel von 60° angebracht. und reichte nicht über die Räder hinaus. Die Beschusstests mit einem Experimentalgeschütz begannen im September 1932 und ergaben unter anderem Probleme mit der Stabilität, da die Radachse nicht unter dem Schwerpunkt des Rohres lag und die Unterlafette nicht stabil genug war. Daher erfolgte eine umfangreichere Umkonstruktion.
erstes Experimentalgeschütz
Pferdezug
Das neue Versuchsgeschütz hatte immer noch bewegliche Radachsen, diese lagen in Schussstellung aber unter dem Rohrschwerpunkt. Dazu mussten sie jedoch je nach Rohrerhöhung in unterschiedliche Positionen verschoben werden, was das Richten erschwerte. Wegen der größeren Feuerhöhe musste das Schutzschild deutlich erhöht werden. Es war nun zweiteilig und in einem Winkel von 80° montiert. Der Höhen- und Seitenrichtbereich machte einen großen Ausschnitt in der Mitte des Schildes nötig. Dieser war nach links noch vergrößert für den optischen Richtmechanismus. Höhen- und Seitenrichtung erfolgten nun von links. Die Unterlafette wurde verstärkt. Die Beschusstests mit einem Prototyp begannen im Oktober 1933. Dabei wurde das Schutzschild wegen des großen Ausschnitts sowie das komplexe Richten der Radachsen beim Feuern bemängelt. Daher wurde erneut eine Umkonstruktion vorgenommen.
zweites Experimentalgeschütz bei voller Rohrerhöhung
in Fahrstellung
Bei dem nächsten Versuchsmodell fielen zunächst die klappbaren Schuhe für die Radachsen weg. Diese wurden nun fest mit dem vorderen Teil der Unterlafette verbunden. Das Schutzschild war in einem Winkel von 70° montiert und reichte im oberen Teil über die Räder hinaus. Zur Verringerung des nötigen Ausschnitts wurde der Höhenrichtbereich auf +45° begrenzt. Für die Richtoptik war nun ein gesondertes, kleines Fenster vorgesehen. Aufgrund der immer deutlicher werdenden Dringlichkeit des Projekts wurde der Prototyp noch im Dezember 1933 fertig gestellt und getestet. Die Ergebnisse waren befriedigend, allerdings wurden mehrere Verbesserungen vorgeschlagen. So sollten unter anderem verschiedene Optiken getestet werden, die jeweils eine andere Position des Fensters im Schutzschild nötig machten. Entsprechende Änderungen wurden kurzfristig umgesetzt und in unterschiedlichen Versuchsgeschützen verwendet. Die abschließenden Tests erfolgten im Sommer 1934 und endeten im September des Jahres mit der offiziellen Einführung als "Typ 94 7 cm Gebirgsgeschützes"
drittes Experimentalgeschütz
in Fahrstellung
Die finale Version hatte eine spezielle Richtoptik, die einen langen Ausschnitt im oberen Teil des Schilds nötig machte. Dieser konnte bei Bedarf durch eine außen angebrachte Klappe geschlossen werden. In etwa 5 Minuten konnte das Geschütz in elf Halblasten zerlegt werden und dann mit 6 Tragetieren transportiert werden:
Last | Anzahl der Halblasten | Gewicht des Bauteils |
Rohr | 1 | 93,5 kg |
Oberlafette | 2 | 94 kg |
rechter Holm | 2 | 59,5 kg |
linker Holm | 2 | 62,6 kg |
Räder | 1 | 69 kg |
Richtaufsatz und Verschluss | 1 | 42,55 kg |
Schutzschild | 2 | 115 kg |
Rohr mit 1. Tragstange für den Einbau
Rohrwiege und erste Zugstange für Pferdezug
Lafette mit 2. Tragstange für den Einbau des Rohres
Verschluss und vordere Holme
Hintere Holme und Zubehör
Schild, Räder und zweite Zugstange für Pferdezug
Alternativ war der Transport auch mit 8 bis 20 Mann, bei schwierigem Gelände auch bis 40 Mann, zu bewältigen.
Das Zusammenbauen erforderte zehn Minuten. So konnte eine Batterie in einer Viertelstunde zuzüglich Transportzeit die Stellung wechseln. Zusammengebaut konnte das Geschütz auch von einem Zugtier bewegt werden. Dazu wurde der hintere Teil der Holme durch Zugstangen ersetzt.
Typ 94 Gebirgsgeschütz in Fahrstellung
Größter Nachteil im Gebirge war der geringe Höhenrichtbereich, der das Feuer auf Hinterhangstellungen durch die resultierende zu flache Geschossbahn unmöglich machte. Außerdem arbeitete der Rohrvorholer in Schusswinkeln über 30° relativ langsam, was sich auf die Schussfrequenz auswirkte. Im Einsatz wurden diese Schwächen durch den zügigen Stellungswechsel einigermaßen wettgemacht.
Als Munition kamen Spreng-, Splitter-, Beton- und Panzergranaten zum Einsatz. Die patronierte Munition entsprach der der Typ 38 Kanone, die Treibladung musste jedoch etwas verringert werden, um die leichter gebaute Waffe nicht zu beschädigen. Im direkten Richten kam das Geschütz auch in der Panzerabwehr zum Einsatz. Allerdings war die geringe Mündungsgeschwindigkeit bei dieser Einsatzart von Nachteil. Daher wurde ab 1941 eine Hohlladungsgranate entwickelt, die schließlich als Typ 2 Panzergranate für das Typ 94 Gebirgsgeschütz eingeführt wurde.
experimentelle Hohlladungspanzergranate für 75 mm Geschütze, Durchschlagsleistung 100 mm
Daten:
Bedienmannschaft: | Geschützführer, Richtschütze, Ladeschütze, 8 Munitionskanoniere |
Kaliber: | 75 mm |
Länge: | 3680 mm |
Breite: | 1016 mm |
Höhe: | 637 mm |
Rohrlänge: | 1560 mm |
Kaliberlänge: | 20,8 |
Anzahl der Züge: | 28 |
Gewicht: | 536,1 kg |
Seitenrichtbereich: | - 20° bis + 20° |
Höhenrichtbereich: | - 10 bis + 45° |
Anzahl der Ladungen: | 1 |
Schussfrequenz: |
bis 15 Schuss/Minute 120 Schuss/Stunde bei Dauerbeschuss |
Munitionsarten: |
Typ 90
Sprenggranaten Typ 90 Betongranaten Typ 90 Schrapnellgranaten Typ 2 Panzergranaten |
Granatgewicht Sprenggranate: | 6560 g |
Mündungsgeschwindigkeit: | 392 m/s |
Reichweite: | 8300 m |