Typ

 

Fliegerabwehrkanonen der Marine

 

 

40 Kaliber Typ Taishō 3 8 cm Flugabwehrkanone:

 

四十口径三年式八糎高角砲

yonju kōkei sannenshiki hachisenchi Kōshahō

 

 

 

 

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde klar, dass kommende Kriege auch in der Luft ausgetragen werden würden. Insbesondere die Erfahrungen bei der Einnahme von Tsingtao in China 1914 machten der Marine die Bedeutung brauchbarer Flugabwehrwaffen bewusst. Daher wurde noch im selben Jahr (Jahr 3 der Taishō-Ära, daher die Benennung) die Schaffung einer entsprechenden Waffe beschlossen. Als Basis wurde die Typ Meiji 41 3-inch-Kanone im Kaliber 7,62 cm gewählt, die als Torpedobootsabwehrkanone bereits auf verschiedenen Einheiten eingebaut war. So konnte die gleiche Munition verwendet werden.

 

Das neue Geschütz bestand aus Rohr, Oberlafette und einem Pivot als Unterlafette. Das Rohr hatte eine Gesamtlänge von 3,203 m, wovon 3,048 m auf Rohr und Kammer entfielen (L/40). Der Keilverschluss wurde diagonal anggeordnet, um bei höheren Ladewinkeln das Einlegen der Munition zu erleichtern. Es  wurden mehrlagige Rohre mit Mantel- und Seelenrohr verwendet. Diese hatten 16 Züge mit Rechtsdrall eingefräst, wobei eine volle Umdrehung nach 28 Kaliberlängen erreicht wurde. jeder Zug war 9,3 mm breit und 1 mm tief. die Felder zwischen den Zügen waren 4,07 mm breit.

Die Oberlafette bestand aus Bremsmechanismus und Vorholer, der gebogenen Zahnstange für die Höhenrichtung sowie den Richtmechanismen. Die federhydraulische Rohrbremse mt integriertem  Vorholer war in einer geschlossenen Hölse über der Rohrmanschette untergebracht. Darunter lag die Rohrmanschette, in die das Rohr beweglich eingelegt wurde. Links an der Waffe war ein gebogener Zahnkranz montiert. Ein Handrad am unteren, festen Teil der Oberlafette bewegte über ein Getriebe ein Zahnrad, welches Rohr und Oberlafette an der Zahnstange nach oben oder unten bewegte. Über zwei Querbolzen war der obere Teil der Oberlafette vertikal beweglich mit dem unteren Teil verbunden. Dieser ruhte auf dem Pivot der Unterlafette. ein Handradmechnismus bewegte die Oberlafette über Zahnräder horizontal um einen Zahnkranz am oberen Ende des Pivots der Unterlafette. Der Pivot war fest an Deck oder am Boden verschraubt. Das Gesamtgewicht der Waffe lag bei 3350 kg.

Zum Richten der Geschütze wurden die Daten aus den Entfernungs-, Richtungs- und Geschwindigkeitsmessgeräten auf den Aufbauten des Schiffs über ein Sprechsystem an die Richtschützen weitergegeben. Für den Seezielbeschuss konnte die Waffe auch über eine Richtoptik links an der Oberlafette eingerichtet werden. 

Als Munition kamen ab 1935 eine Sprenggranate, eine Panzersprenggranate und eine U-Boot-Abwehrgranate mit besonderer, hydrodynamisch günstigerer Formgebung zum Einsatz. Letztere hatte zu Lasten der Feuerreichweite eine etwas größere Tauchtiefe unter Wasser, woduch auf Periskoptiefe fahrende U-Boote beschossen werden sollten. Die Wirkung war ähnlich einer sehr kleinen Wasserbombe. Zudem war eine Exerziergranate vorhanden. Über die zeitlich davor verwendete Munition liegen derzeit keine Daten vor. Als Zünder dienten zuletzt der Typ 98 Zeitzünder oder der Typ 88 Aufschlagzünder, die jeweils mit einem mit 35-Sekunden-Zerlegezünder oben in die Granate geschraubt wurden. Für die U-Boots-Abwehrgranate wurde zudem ein Kurzzeitzünder statt des Zerlegezünders mit dem Aufschlagzünder kombiniert, damit die Granate nach einer bestimmten Tauchzeit detonierte.

Als Treibladung kamen jeweils 0,9 kg rauchloses Pulver zum Einsatz. Dieses war, in Stangen gepresst, in einer 40,7 cm langen, 3,25 kg schweren Messinghülse untergebracht. Nach 1941 wurde aus Materialmangel auch Stahl für die Hülsen verwendet. Ein Problem der Waffe war jedoch, dass die Treibladung aufgrund von etwas zu dick gepressten Stangen zu einem kleinen Teil erst vor dem Rohr zündete. Dies verringerte die Mündungsgeschwindigkeit in Marinetests um bis zu 5 m/s. Folge war eine leichte Ungenauigkeit beim Seezielbeschuss. Im Luftzielbeschuss wurde dies durch die Splitter- und Druckwirkung teilweise ausgeglichen.

Mit der Munition waren bis zu 20 Schuss je Minute bei kurzzeitigen Feuern möglich. Die Dauerkadenz lag bei 13 Schuss je Minute.

 

Die Serienfertigung begann 1916 unter der offiziellen Benennung "40 Kaliber Typ Taishō 3 3 Inch Flugabwehrkanone". Da der voraussichtliche Bedarf hoch war, wurde eine Serienfertigung eingerichtet. Vorgesehen war die Verwendung auf allen größeren Schiffen, die 1916 im aktiven Dienst waren oder danach in Dienst gestellt wurden.

Im Oktober 1917 erfolgte offiziell die Vereinheitlichung der Maße und Gewichte aller Waffensysteme auf das metrische Einheitensystem. Entsprechend wurde die Waffe umbennant in  "40 Kaliber Typ Taishō 3 8 cm Flugabwehrkanone", wobei das tatsächliche Kaliber 7,62 cm zur Vereinfachung gerundet wurde.

Bis Mitte der 1920er Jahre erfogte der Einbau auf Schiffen verschiedener Klassen, darunter:

- Schlachtschiffe der Kawachi-Klasse

- Schachtschiffe der Fusou-Klasse

- Schachtschiffe der Ise-Klasse

- Schachtschiffe der Ngato-Klasse

- Schachtkreuzer der Kōngō-Klasse

- Schwere Kreuzer der Furutaka-Klasse

- Leichter Täger Hōshō

- geschützte Kreuzer der Chikuma-Klasse

- leichte Kreuzer der Tenryū-Klasse

- leichte Kreuzer der Kuma-Klasse

- leichte Kreuzer der Sendai-Klasse

- leichte Kreuzer der Nagara-Klasse

- Seeflugzeugträger der Notoro-Klasse

-Seeflugzeugträger Kamoi

- U-Boot-Versorger der Jingei-Klasse

Hinzu kamen noch verschiedene Hilfsschiffe und kleinere Einheiten. Auch viele der zwischen 1918 und 1922 geplanten Schiffe sollten die Waffe erhalten.

Ab 1923 wurde eine mit der Typ Taishō 11 8 cm Flugabwehrkanone eine modernisierte Version der Waffe entwickelt. Diese hatte allerdings nur ein anderes Rohr und war ansonste äußerlich identisch. Sie ersetzte ab Mitte der 1920er Jahre die Typ Taishō 3 Kanone auf kleineren und mittelgroßen, neu gebauten Einheiten. Zudem wurden die diese nach Ende der Lebenszeit der Rohre entsprechend auf die Typ Taishō 11 Rohre umgerüstet. Mit Einführung der Typ Taishō 10 12 cm Flugabwehrkanone wurden ab 1923 alle geplanten, größeren Einheiten mit dieser stärkeren Waffe ausgestattet.

 

Daten (Waffe ohne Lafette):

 

Kaliber: 7,62 cm
Kaliberlänge: L/40
Länge: 3203 mm
Rohrlänge:  3048 mm
Rohrgewicht: 600 kg
Gesamtgewicht: 3350 kg
Züge: 24
Zugmaße (Tiefe X Breite): 1,0 mm X 9,3 mm
Drall: gleichförmig, 1 Umdrehung in 28 Kaliberlängen
Drallrichtung: rechts
Kammervolumen: 2,100 dm³
Kammerlänge: 390 mm
Kammer Arbeitsdruck: 2250 kg/cm²
Mündungsdruck: 4,0 kg/mm²
Rohrrücklauf: n. b.
Lebensdauer Rohr: 2000 Schuss
Schussweite: 10800 m
Schusshöhe: 7200 m bei 75 °
Feuergeschwindigkeit:13 13 - 20 Schuss/min
Mündungsgeschwindigkeit: 685 m/s
Munitionszuführung: manuell mit patronierter Munition