Japanische Geschichte

 

 

Japanisches Mandat für die Südseeinseln

 

 

日本委任統治領南洋群島

Nihon Inin Tōchi-ryō Nan'yō Guntō

 

Japan hat schon früh während der Meiji-Periode (1868 – 1912) erkannt, dass für eine sichere, nicht-koloniale Zusammenarbeit mit den europäischen Großmächten und den USA neben einer schnellen Industrialisierung auch eine Expansion mit Schaffung von Kolonien nötig war. Zunächst gerieten dafür China und Russland in den Fokus, da diese geografisch vor der Haustür lagen. Ergebnis waren neben dem 1. Chinesisch-Japanischen Krieg 1894/95 und der Besetzung der Insel Formosa (Taiwan) auch der russisch-japanische Krieg 1904/05. Während dieser Periode gab es aber bereits Strömungen, die eine Expansion gegen Russland für schwierig hielten und daher eher für die Ausweitung der Territorien nach Süden in die Südsee hinein plädierten.

 

Die Möglichkeit dazu ergab sich mit dem 1. Weltkrieg. Japan war seit 1902 mit Großbritannien verbündet. Neben der Aufgabe der Sicherung der pazifischen Routen  hatte sich Japan im Falle eines Krieges gegen mehrere Gegner verpflichtet, einzugreifen. Dies war nun der Fall und so wurde dem Deutschen Reich am Tage des Kriegseintritts Großbritanniens ein Ultimatum gestellt, nach dem alle deutschen Besitzungen in China und in der Südsee an Japan übergeben werden sollten. Dies wurde natürlich nicht beachtet und so erklärte Japan am 23.08.1914 dem Deutschen Reich den Krieg. Bis Ende 1914 besetzten japanische Truppen neben der Enklave Kiaotschou in China auch die deutschen Besitzungen in den Marianen, Karolinen, Marshall-Inseln und Palau, zumeist ohne Gegenwehr. Bis 1918 wurde eine militärische Verwaltung ausgeübt. Nach dem Versailler Vertrag übergab der Völkerbund die besetzten Südseegebiete offiziell als Mandat an Japan. Dieses umfasste neben hunderten anderen Inseln auch Saipan, Tinian und Peleliu sowie die Atolle Truk, Eniwetok, Bikini und Kwajalein. Die Vorgaben des Völkerbundes sahen neben einer Demilitarisierung auch das Verbot weiterer Expansion des Gebietes vor. Dies wurde von Japan auch zunächst so umgesetzt. Insbesondere auf den Marianeninseln etablierte die japanische Regierung in der Folgezeit japanische Kolonien und wählte Saipan als Hauptstadt des Südsee-Mandats.

 

Auf vielen der Inseln und Atolle wurden ab den dreißiger Jahre zu Stützpunkte der Marine und der Armee aufgebaut, ein klarer Bruch der Mandatsvorgaben. Da gleichzeitig jedoch Inspektoren der Zugang verweigert wurde, konnte der Völkerbund offiziell nur wenig dagegen tun. Es wurde jedoch von Großbritannien und den USA als aggressiver Akt angesehen, jedoch sah man die Bedrohung im Rahmen der zu der Zeit allgemeinen Geringschätzung asiatische Völker als gering an.

 

Im zweiten Weltkrieg entpuppten sich die Stützpunkte dann als große Bedrohung, da von ihnen aus viele Angriffe auf die benachbarten Inseln und Inselgruppen wie Wake, Guam, die Pilippinen, Sulawesi und Papua-Neuguinea bis hin zu Guadalcanal ihren Ausgang nahmen. Zudem waren sie eine beständige Gefahr für die Schifffahrt in den benachbarten Regionen. Im Ergebnis mussten die USA die Japaner ab 1944 in einem langwierigen Feldzug von Insel zu Insel aus den Gebieten herausdrängen, bevor sie die Philippinen und Japan selbst angreifen konnten.

 

Mit der japanischen Kapitulation endete auch die Geschichte des Südseemandats. Die Gebiete wurden stattdessen als Treuhandmandat an die USA vergeben.