Japans Weg nach Pearl Habour

 


Den Weg Deutschlands in den Krieg kennt man aus Geschichtsunterricht, Presse, Funk und Fernsehen ganz gut. Warum und wie ist Japan eigentlich zu einem Bündnis mit Deutschland gekommen? Wie konnten japanische Armeen an so vielen Punkten zugleich zuschlagen? Was hat es mit dem Krieg mit China auf sich?
All das ließ mir keine Ruhe und ich habe mal in meinen Büchern und im Internet herumgesucht. Hier eine Zusammenfassung meiner Nachforschungen:


Die USA begannen im 19. Jahrhundert, Kolonien und Stützpunkte einzurichten. Um 1870 sicherte man sich Einfluss in der Karibik (Cuba, Puerto Rico) durch einen kurzen Krieg gegen die dortige Kolonialmacht Spanien. Im Westen dehnte man seinen Einfluss durch den Kauf Alaskas von Russland und der Besetzung von Hawaii aus. Rund um 1900 eroberte man sich die Philippinen nach altbewährtem Muster von Spanien und besetzte Guam und Samoa. Aus dem Bereich China hielt man sich zunächst zurück.

 

Japanische Samurai um 1900


Mitte der neunziger Jahre des 19.Jahrhunderts streckten Deutschland, England, Frankreich und Russland ihre Finger nach China aus.
Nachdem die USA 1853 Japan mit Kanonenbooten aus der Isolation eines mittelalterlichen Feudalsystems gerissen hatten, war den japanischen Entscheidungsträgern schnell klar, dass nur ein radikaler Modernisierungskurs Japan vor dem Schicksal der Kolonialisierung durch die europäischen Großmächte schützen konnte. Innerhalb von nur 35 Jahren hatte Japan mit der so genannten `Meiji-Restauration´ unter Kaiser Mutsuhito, genannt Meiji-Tenno, bereits eine Stärke erreicht, die der der europäischen Mächte zumindest in Ostasien gleichwertig war. Diese wirtschaftlich-politische Leistung ist bisher einmalig in der Geschichte. Dies war auch eine politische Umwälzung, da der Tenno zum ersten mal seit vielen hundert Jahren die Regierungsgewalt übernahm. Traditionell war der Kaiser „entrückt“, hatte also keinen direkten Einfluss auf die Politik. Um den nötigen Aufschwung in Gang zusetzen, berief der Tenno hohe Genro (Genro = höchste Kaste der Samurai, Hochadel) als Berater und Ausführende seines Willens. Bisher war die militärische Macht in den Händen der verschiedenen Samurai-Kasten, die mit ihren Dienern und waffenkundigen Helfern die gesamte Kriegführung übernommen hatten. Der Bushido = Weg des Kriegers war ein aus strengen Regeln zusammengesetzter Vorschriftenkatalog, der noch weit über die ritterlichen Tugenden des europäischen Mittelalters hinaus ging. Kern des Ganzen war die Ehre des Kriegers. Diese hatte er um jeden Preis zu wahren. Verlor man im Zweikampf oder starb der Dienstherr, dem man sich angeschlossen hatte, so war der einzige Weg, die eigene Ehre zu bewahren, der rituelle Selbstmord. Dieser Seppukku ( Harakiri ist eine äußerst beleidigende europäische Bezeichnung) erfolgte dadurch, dass man sich mit dem kleinen Schwert die Eingeweide zerschnitt. Ein Freund hatte dann die ehrenvolle Aufgabe, mit dem langen Schwert durch Köpfen zu verhindern, dass der Selbstmörder vor Schmerz stöhnte, was als sehr unehrenhaft galt.

Der Bushido hatte zur Folge, dass der einfache Bürger mit Waffen nicht zu tun hatte. Daher war die Aufstellung größerer Soldatenheere eine aus Sicht der Traditionalisten eine Ungeheuerlichkeit. Als Ausgleich wurden alle Führungspositionen von Samurai ausgefüllt. Der Chosu-Klan erhielt schließlich vom Rat der Genro den Auftrag, die Führung der neuen Armee zu übernehmen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter dem Stabschef Yamagata Aritomo eine Wehrpflicht von 3 Jahren Grundwehrdienst ab dem 16. Lebensjahr mit anschließender Überführung in den Reservestatus bis zum 37. Lebensjahr eingeführt. So lag die Armeestärke 1900 bei 380.000 Mann Wehrpflichtigen, 50.000 freiwilligen Reservisten über 37 Jahren, 220.000 Mann Nationalgarde und 4.250.000 Wehrpflichtigen ohne Grundausbildung

Um ein strategisch wichtiges Standbein auf dem Festland zu bekommen (und um nicht selber zur Kolonie zu verkommen), beteiligte sich auch Japan an der kolonialen Fledderei Chinas. In verschiedenen inszenierten Konflikten verlor China Ende des 19. Jahrhunderts die Häfen Hongkong und Weihaiwei an England, Indochina (Vietnam, Laos, Kambodscha) an Frankreich, Korea und Formosa (Taiwan) an Japan, die nördliche Mandschurei (Gebiet zwischen der Mongolei und dem japanischen Meer) an Russland und einzelne Häfen an Deutschland (Tsingtao, ...). Russland erbaute daraufhin die Stadt Wladivostok und erzwang Eisenbahntrassen und weitere Häfen in der südlichen Mandschurei, welche im Rahmen der Niederschlagung der Boxeraufstände (extrem fremdenfeindliche Organisation in China) 1900 kurzerhand annektiert wurden.
Auf Grund einer Intervention der Europäer war Japan gezwungen, sich Korea mit Russland zu teilen. Jedem war sofort klar, dass dieser Umstand nicht zu dauerhaftem Frieden führen konnte. Besonders England und Frankreich nahmen an, dass die Russen über kurz oder lang den Emporkömmling Japan vertreiben würden, zumal beide Seiten den Konflikt anheizten. So begann am 06.02.1904 der russisch-japanische Krieg.
Die japanische Armee war inzwischen auf dem Standart einer europäischen Armee, zumal viele deutsche Ausbilder in ihren Diensten standen. Die Flotte war durch eigene Modelle und europäische Auftragsbauten sehr modern und entsprechend wirkungsvoll. Die in dieser Region sehr schwache russische Fernostflotte wurde vor Port Arthur (südliche Mandschurei) durch einen überraschenden Angriff hinweggefegt. Auch Schiffe der russischen Ostseeflotte, die um den halben Erdball rasten, um zu helfen, wurden bei Tsushima vernichtet. Japanische Truppen landeten bei Port Arthur und belagerten die Stadt. Zugleich zogen sich die russischen Truppen trotz deutlicher Übermacht an Soldaten (2 zu 1) und guter Ausrüstung (die ersten MG) langsam zurück um den Angriff in der Weite des Landes "versickern" zu lassen. Im Oktober 1904 begann dann ein Stellungskrieg, der die Taktik des Ersten Weltkriegs vorwegnahm. Am 02.01.1905 ergab sich nach 148 Tagen Belagerung und mehreren blutig zurückgeschlagenen japanischen Angriffen Port Arthur. Im Februar 1905 standen sich dann mit 300 000 Japanern und 350.000 Russen die bis dahin größten Armeen der Geschichte in einer Feldschlacht einander gegenüber. Nach Verlust von über 100.000 Mann hatten die Russen nach vergeblichen Angriffen diesen Krieg verloren. Die russische Macht war endgültig gebrochen und Russland versank in Stagnation, die schließlich zur Oktoberrevolution führte.

 

Japanisch-Russische Friedensverhandlungen 1905


Japan erhielt als Lohn die Kontrolle über Korea, welches 1910 endgültig annektiert und so Teil des Heimatlandes wurde, und die Südhälfte der Halbinsel Sachalin. Damit kontrollierte Japan auch den einzigen eisfreien Hafen, den Russland am Pazifik besaß, Port Arthur. Danach begann der Aufstieg Japans zur Seegroßmacht. Die südliche Mandschurei ging als eine Art Pufferzone zurück an China.

Während des ersten Weltkrieges griff Japan auf Seite der Entende in den Krieg ein, um sich die deutschen Besitzungen in Fernost (Bismarkarchipel( = Marianen, Karolinen und Palau), Tsingtao, ...) anzueignen. Ansonsten nutze Japan diese Zeit, um sich zu konsolidieren. Verschiedene Reformen waren Ergebnis der Auswertungen des japanisch-russischen Krieges.

Nach dem ersten Weltkrieg waren die vorherigen Kolonialstaaten Europas stark geschwächt. Dem entsprechend wurde Ende 1921 eine Konferenz einberufen, die über die Zukunft Chinas entscheiden sollte. Die pazifischen Kolonialmächte USA, Großbritannien, Frankreich, Niederlande und Portugal sowie die Nationen Belgien, Italien, Japan und China beschlossen mit nach längeren Beratungen die Entscheidung (gegen die Stimme Japans), nach dem Prinzip der offenen Tür eine Unabhängigkeit Chinas zu respektieren ("Neunmächtevertrag"). Damit sollte einer Ausweitung der kommunistischen Revolution in Russland in den asiatischen Raum unterbunden werden. Nebenbei sollte der Expansionismus Japans kontrolliert werden, welcher die europäischen Kolonien in Asien hätte bedrohen können. Japan empfand diese Entscheidung natürlich als ein Eingriff in ihre begründeten Interessen an chinesischen Gebieten. Man sprach sogar vom einem "Versailles für Japan", was den nationalistischen Kräften Auftrieb verschaffte. Auch die Kommunisten in Russland empfanden diese Vereinbarung (man war von den Verhandlungen im Vorfeld ausgeschlossen worden) als nicht bindend. Dies führte zu innerchinesischen Spannungen, da die kommunistische Sowjetunion dort Einfluss gewinnen wollte und eine kommunistische Bewegung unter Mao installierte.
Um eine erneute große Aufrüstung zu unterbinden, beschlossen die fünf größten Nationen Frankreich, Italien, Großbritannien, USA und Japan, die Gesamttonnage ihrer Großkampfschiffe zu begrenzen. Für jede Schiffsklasse ab dem leichten Kreuzer wurden Tonnage- und Kalibergrenzen festgesetzt. Kleinere Schiffsklassen waren nicht betroffen, und so setzte in diesem Bereich Anfang der dreißiger Jahre ein neues Wettrüsten ein. Mit der Entscheidung des deutschen Reiches, sich nicht mehr an die militärischen Begrenzungen des Versailler Vertrages zu halten, war dieses Abkommen nicht mehr zu halten, zumal Japan bereits Anfang der dreißiger Jahre den Vertrag einseitig gekündigt hatte. Japan hatte zu Beginn des zweiten Weltkrieges die stärksten Großkampfschiffe der Welt, da die maritime Aufrüstung früher begann.

Anfang der zwanziger Jahre übernahm ein demokratisch gewähltes Parlament die Macht vom Tenno. Dieser ging wieder in die „Entrücktheit“  Zugleich verstarb General Yamagata und die Armeeführung wurde mehr und mehr von den Kadern der Militärschulen gebildet, die zumeist dem Mittelstand entstammten und nach den Regeln des Bushido ausgebildet waren. Dies sollte der Japan schließlich in die Hände der Militärs führen


Während des Aufbaus der Wirtschaft entstand ein System von Familienunternehmen (Zaibatsu). Diese Unternehmen (Mitsubishi, Mitsui, Sumitomo, ...) waren aufgebaut auf Grundlage der persönlichen Loyalität des Einzelnen gegenüber der Firma (ausgehend von der Tradition des Gehorsams gegen Ältere, Vorgesetzte oder dem Kaiser), die wiederum treue Dienste mit Lohnerhöhungen und beruflichem Aufstieg belohnte. Dies führte zu schlechtesten Arbeitsbedingungen. Gearbeitet wurde 12-14 Stunden am Tag mit höchstens zwei Stunden Pause. Zwei Tage im Monat war frei, an jedem fünften Tag wurde zwei Stunden früher aufgehört (kein Samstag oder Sonntag!). Gewerkschaften gab es nicht und so änderte sich daran im Lauf der Jahre wenig, anders als in Europa und den USA.
Die Unternehmen waren durch Familienbande oder Gehorsam eng mit den wirtschaftspolitisch Verantwortlichen verbunden. Aus unserer Sicht ist das Vetternwirtschaft. In Japan machte das jede Firma, so dass ein Ausgleich der Interessen gegeben war. Niemand nahm daran Anstoß. Andererseits wurde die Industrie in der Politik dadurch immer mächtiger.
Landwirtschaft war schon immer schwierig, da nur 20% des japanischen Gebiets entsprechend nutzbar waren. Dies führte dazu, dass die Landbevölkerung schon immer bitterarm war und eine entsprechend hohe Geburtenrate pflegte (Geburtenüberschuss bis zu 1 Mio.! jährlich). Bis 1920 drängten sich 60 Millionen Japaner in ärmlichen Verhältnissen auf den japanischen Inseln. Viele wollten auswandern. China bot sich dazu an, zumal die Böden fruchtbar und reich an Bodenschätzen war. Also schuf man dort „Lebensraum“. Auch die USA waren ein Ziel. Dies führte dazu, dass die USA aus Angst vor einer Überfremdung („Kalifornien darf nicht gelb werden“) 1931 die Einwanderung stoppte. Das war für die Japaner ein schwerer Schlag, zumal man die US-Demokratie bewunderte. Die Demokratie hatte ja ihre Stärke mit dem Sieg im ersten Weltkrieg gezeigt.
Das einschneidenste Erlebnis der Japaner in der Vorkriegszeit war das große Erdbeben im Raum Tokyo 1923, bei dem Tokyo und Yokohama fast vollständig zerstört wurden. Millionen Bürger verloren alles, was sie besaßen. Tokyo wurde mit ausländischen Krediten wieder aufgebaut, aber das Volk blieb verarmt. Dies führte zur verstärkten Einfuhr von europäischen und amerikanischen Waren. Diese waren sehr viel billiger als einheimische Waren (ein Seidenkimono kostet heute noch bis 30.000 €) und brachten den westlichen Stil in Massen nach Japan. Dies war natürlich den Traditionalisten ein Dorn im Auge.
Dazu kommt noch, dass eine Weltwirtschaftskrise 1923 die Absatzmärkte der japanischen Waren zusammenbrechen ließ. China wurde als Absatzmarkt und Rohstoffquelle immer wichtiger. In China selbst war eine Neuorientierung eingetreten. Unter Tshiang Kai-Shek begann eine Industrialisierung, deren Produkte in direkter Konkurrenz zu den japanischen Importen standen. Damit drohte auch dieser Absatzmarkt zusammenzubrechen.
Dies führte zu einer aggressiven japanischen Außenpolitik.
Bis 1928 schaffte es Japan politisch und militärisch, den nordöstlichen Teil Chinas wieder unter Kontrolle zu bringen. Man hatte in Peking einen Machthaber installiert, der ein Gebiet von Russland bis zum Hwangho-Fluss (= Nordosten Chinas) beherrschte. Derweilen hat sich im Rest Chinas eine nationale Befreiungsbewegung unter Mao und General Tshiang Kai-Shek entwickelt, die, unter dem Einfluss der Ententemächte und der Sowjetunion, 1928 eine Befreiungsarmee nach Peking in Marsch setzte. Die Japaner stellten sich dem Kampf, mussten aber auf starken außenpolitischen Druck des Völkerbundes den Rückzug nach Korea antreten. Der Befehlshaber der Mandschurei unterstellte sich daraufhin, zum Unmut Japans, der chinesischen Zentralregierung.
Dies ermöglichte der Sowjetunion, ihre Ansprüche auf die Bahntrassen durch die Mandschurei erneut einzufordern. Die Befreiungsbewegung Chinas war wieder zerfallen. Man bekämpfte sich gegenseitig und konnte daher den Ansprüchen der UdSSR nichts entgegensetzen, auch wenn dies militärisch 1929 versucht wurde.

1931 lag die Arbeitslosenquote in Japan bei 25%. In den Schulen formte eine traditionalistische paramilitärische Ausbildung (ähnlich der Hitlerjugend) eine Generation von Nationalisten („Patrioten“ und Industrie haben ihren Einfluss geltend gemacht), die zu loyalen Mitarbeitern und damit auch zu Untertanen eines totalitären Regimes erzogen wurden. Die Ausbreitung in China hatte die Militärs zu einer einflussreichen Gruppe werden lassen, die sich durch den Kommunismus und vor allem durch die Sowjetunion in ihrem Anspruch gefährdet sahen, den ostasiatischen Raum als Hegemonialmacht zu beherrschen. Die Gefahr, das die Mandschurei (wie die Mongolei) zu einem sowjetischen Satellitenstaat umgewandelt werden könnte und der Versuch, die gewählte Regierung Japans in Schwierigkeiten zu bringen führte dazu, dass am 19. Februar 1931 die entlang der für Japan wichtigsten mandschurischen Bahnlinie (Southern Mandschurian Railroad) zu deren Schutz stationierten japanischen Truppen in der Mandschurei einen Zwischenfall inszenierten. Teile der für Rohstofflieferungen an Japan wichtigen Eisenbahnlinie flogen bei Mukden in die Luft. Daraufhin kam es zum Einmarsch japanischer Truppen in die Mandschurei. Bis Sommer 1932 war dieser Bereich gegen geringen Widerstand erobert und die Regierung in Tokyo in außenpolitischen Schwierigkeiten.

 

Während dieses Konflikts wurden zum ersten Mal in der Geschichte Luftangriffe gegen Wohnviertel geflogen (Oktober 1931 Tsingtao, Februar 1932 Shanghai). Dies löste international Empörung aus und zog eine Untersuchung des Völkerbundes nach sich. Bis die Untersuchungskommission eingesetzt war, war alles vorbei. Die Mandschurei erklärte sich zum unabhängigen Staat Mandschuko und unterstellte sich dem Protektorat Japans. Von dieser Basis aus begann die Eroberung Chinas. Der Völkerbund war nicht in der Lage, wirksam eingreifen zu können (Sanktionen oder ähnliches).
Der Bericht der Untersuchungskommission wurde Anfang 1933 vorgelegt und Japan durch den Völkerbund getadelt. Daraufhin erklärte Japan seinen Austritt aus dem Völkerbund.

 

Der japanische Botschafter beim Völkerbund erklärt den Austritt Japans

 

Bis 1936 fiel der nordöstliche Teil Chinas durch fortgesetzte Angriffe der japanischen Armee gegen die schwache chinesische Armee Tshiang Kai-Sheks an Mandschuko. Der Stand von 1928 war wieder erreicht und wurde gefestigt.
Während dieser Konflikte übernahmen im japanischen Mutterland die Militärs immer mehr die politische Macht. Alles „Unjapanische“ (Kleidung, Möbel, Literatur, Sprache, ...) wurde verboten. Politische Morde sollten die demokratischen Kräfte einschüchtern. Vor Gericht wurden diese Morde (auf Druck der Militärs) als „Kavaliersdelikte“ angesehen.
Mit traditionellen Anklängen gewürzt, fassten die Militärs ihre politisch-wirtschaftlichen Vorstellungen über die Zukunft Japans im “Kodo-ha“ (Weg des Kaisers) zusammen. Jeder Japaner sollte sich im Namen des Kodo von allem Unjapanischen trennen („reinigen“). Die Aufopferung für diesen „Weg des Kaisers“ war das höchste Ziel. Endziel war die „Reinigung“ Ostasiens und schlussendlich der gesamten Welt. In der Armee selbst bildeten sich eine zweite Strömung. Die Anhänger des Tosei-ha (kontrollierter Weg) verfolgten eine eher moderate Politik der Ausdehnung, die zunächst auf die Kontrolle Chinas ausgerichtet war.
Der Kaiser (Hirohito, 1926 auf den Thron gestiegen) war politisch uninteressiert. Unter Pseudonym hat er mehrere anerkannte Abhandlungen über Meeresbiologie herausgebracht. Von dieser Seite hatten die heimlichen Machthaber also nichts zu befürchten. Sie benutzen ihn als Marionette, um ihre Ziele durchzusetzen.
1936 putschten einige junge Offiziere unter der insgeheimen Führung von General Mazaki, dem Führer des Kodo-ha. Dabei starben mehrere demokratische Politiker und auch der Führer des Tosei-ha, General Nagata. Ziel des Putsches war zum einen die Einführung des Kodo-ha als Staatsdoktrin, zum anderen war General Nagata  Chef der Personalplanungsabteilung der Armee und diese konnte so unter den Einfluss des Kodo-ha gebracht werden.  Auf Druck des Kaisers wurden die Putschisten (sie hatten wohl ihre Schuldigkeit getan) vom Militär inhaftiert und nach einem geheimen Prozess (man wollte ihnen nicht die Möglichkeit geben, ihre Thesen in der Öffentlichkeit zu vertreten beziehungsweise sich zu verplappern) hingerichtet. Gleichzeitig erfolgte in der Armee die Säuberung von den Mitgliedern des Tosei-ha, indem diese in den Ruhestand oder an die Brennpunkte der Kämpfe versetzt wurden. Die an die Front versetzten Offizier konnten nun daran gehen, China weiter zu erobern, wie es ja ihren Vorstellungen entsprach. Im Heimatland regierten jedoch die Anhänger des Kodo-ha und bereiteten Größeres vor.


Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) gingen die gemäßigten und linken Parteien entgegen der Vorstellungen der Militärs als Sieger aus Parlamentswahlen 1937 hervor.
 

Nach bewährtem Rezept verschärfte die Armee daraufhin den schwelenden Konflikt mit China, was das neue Parlament so stark beschäftigen sollte, dass die anderen Politikfelder vernachlässigt wurden. Daraufhin wurde Prinz Konoye, der von Industrie und Militär gelenkt wurde, vom Kaiser zum Ministerpräsidenten ernannt. Die totale Machtübernahme war somit fast abgeschlossen. In den folgenden Jahren wurde der Kodo-ha eingeführt, der in Zusammenspiel mit dem Shintoismus zum Staatskult wurde. Massenkundgebungen wie die der Kommunisten und Faschisten sollten den Einzelnen zu einem Teil des Kodo-ha machen. Jede Form von Individualismus sollte ausgeschaltet werden. Die Aufopferung des Einzelnen für den Kaiser wurde das höchste Gut. Nur so kann man die Todesverachtung der Soldaten, die bis zu Selbstmord vor Gefangennahme ging, verstehen.

Der Angriff Japans auf China, der im Endeffekt die politische und militärische Beherrschung Südostasiens bringen sollte ("Großostasiatische Wohlstandssphäre"), ging weiter. Man kann sagen, dass hier bereits der zweite Weltkrieg begann.
Im November 1937 erfolgte die Einnahme Shanghais. In China hatten sich derweil Kommunisten und Nationalisten unter dem Druck der UdSSR und der restlichen Nationen des Neunmächtevertrages (ohne Italien) zusammengerauft. In Japan war klar, dass man sich mittelfristig mit den in Asien einflussreichen Staaten militärisch würde beschäftigen müssen. Da die Sowjetunion im Rahmen eines Freundschaftsvertrages China mit Waffen und Versorgungsgütern unterstützte, ohne Japan direkt den Krieg zu erklären, war der Widerstand der chinesischen Armee so stark, dass die Japaner unerwartet große Verluste hinnehmen mussten.

 

Hinrichtungspatrouille in Shanghai, wer sich widersetzte wurde durch das Zeremonienschwert,

das der Truppführer in der Mitte trägt, umgehend hingerichtet. Willkür war an der Tagesordnung


Um den Gegner einzuschüchtern, sollten die japanischen Truppen auf Befehl des Oberkommandos mit äußerster Härte vorgehen. Ergebnis dieser Befehle war das Massaker von Nanking, bei dem ab 13.12 1937 400.000 Zivilisten, teils im wahrsten Sinne des Wortes, geschlachtet wurden. In der Folge ist dieser Befehl nie zurückgenommen worden. Hier liegt eine Ursache für die gnadenlose Vorgehensweise der Truppen im zweiten Weltkrieg.
Dieses Massaker führte zu einem internationalen Aufschrei. Sanktionen wurden ausgesprochen. Der US-Präsident Roosevelt untersagte es z.B., dass US -Schiffe Güter, die zur Kriegsführung geeignet sind (was nahezu alles umfasste), nach Japan transportieren. Zugleich begann eine starke Unterstützung Chinas.
Trotzdem wurde bis Anfang 1939 nahezu die gesamte Küste Chinas eingenommen, weil die japanische Armee technisch und strategisch überlegen war. Die Versorgungsroute der Chinesen von Kanton aus war damit unterbrochen und die wichtigsten Zentren Chinas in japanischer Hand. In Nanking war eine Marionettenregierung installiert worden. Die verstärkte Unterstützung Chinas durch die Westalliierten und das unzugängliche Bergland Mittelchinas ließen den Konflikt in einem Stellungskrieg erstarren. Auch begannen die Sanktionen der Westalliierten langsam Wirkung zu zeigen.

1936 trafen Japan und Deutschland das Antikommintern-Abkommen, um der kommunistischen Bedrohung insgesamt und im Besonderen durch die Sowjetunion zu begegnen. Hitler hatte starke Abneigungen gegen die nichtarischen Japaner und so wurden die Japaner 1939 vom deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt überrascht. Man hatte ihnen erzählt, man würde nur über Handelsbeziehungen verhandeln. Die japanischen Militärs, die vor allem einen Angriff der Sowjetunion fürchteten, waren sehr erbost. Um den Rücken beim Angriff auf Südostasien freizuhalten, wurde daraufhin im April 1941 ein Nichtangriffspakt zwischen Tokyo und Moskau abgeschlossen, der bis April 1945 hielt. Als Deutschland 1941 Russland überfiel, haben die Japaner nicht eingegriffen, obwohl Hitler nichts dringenderes benötigt hätte. Die Achse Berlin-Rom-Tokyo war alles andere als stabil.

 

Aufmarsch von HJ und SA in Tokyo zur Feier des Abschlusses des Dreimächtepakts
 

 

1939 unterlag jeder männliche Japaner zwischen 17 und 40 Jahren der Wehrpflicht. Vor der Grundausbildung erfolgte eine medizinische Untersuchung, die über den weiteren Verwendungszweck entschied (=Musterung):

Klasse A:        Gute physische Verfassung, nicht kleiner als 1,52 m = Geeignet für den aktiven Dienst

Klasse B-1:      Gute physische Verfassung, nicht kleiner als 1,50 m = Geeignet für den aktiven Dienst

Klasse B-2:     Gute physische Verfassung, nicht kleiner als 1,50 m, eingeschränktes Hör- oder Sehvermögen = Geeignet für                       1. Wehrpflichtigenreserve

Klasse B-3:     Mittlere physische Verfassung, nicht kleiner als 1,50 m, deutliche Einschränkungen des Hör- und      

                     Sehvermögens = Geeignet für 2. Wehrpflichtigenreserve

Klasse C:        Schlechte physische Verfassung und deutliche Einschränkungen des Hör- und Sehvermögens oder zwischen  

                     1,45 und 1,50 m groß ohne weitere Einschränkungen = Geeignet für 2. Nationale Armee

Klasse D:       Kleiner als 1,45 m oder gesundheitlich beziehungsweise körperlich eingeschränkt ohne Aussicht auf 

                    mittelfristige Heilung = ausgemustert

Klasse F:       gesundheitlich beziehungsweise körperlich eingeschränkt mit Aussicht auf mittelfristige Heilung = 1 Jahr 

                    zurückgestellt

 

Weitere Untersuchungen erfolgten jährlich bis zum 40. Geburtstag.

 

Alle 17jährigen Männer wurden automatisch in die 2. Nationale Armee eingezogen. Dort erhielten sie eine vormilitärische Ausbildung, die der der HJ ähnlich war.

Eingezogen wurden Die Männer ab dem 21. Lebensjahr nach Ausbildungskapazität, zunächst Klasse A, dann Klasse B-1. Der Rest der Männer dieser Musterungsklassen wurde der 1. Wehrpflichtigenreserve zugeteilt. Die Mitglieder der 2. Nationalen Armee (genannt Kokuminhei) erhielten keine militärische Ausbildung. Die Nationalgarde war vergleichbar mit dem Zivilschutz. Eine Unterbrechung des Wehrdienstes war möglich für eine Berufsausbildung.

Die zweijährige Grundausbildung der Soldaten des aktiven Dienstes (genannt Genekihei) begann am 1. Dezember jeden Jahres.

Danach erfolgte die Überstellung in den Reservedienst in der 1. Wehrpflichtigenreserve (genannt Yobikei) , der 15 Jahre und vier Monate dauerte. Während dieser Zeit konnte jeder Reservist bis zu fünfmal im Jahr bis zu jeweils 35 Tagen einberufen werden oder weniger oft für jeweils bis zu 50 Tagen. Nach dieser Reservezeit erfolgte bis zum Ablauf des 40, Lebensjahres die Überstellung in die 1. Nationale Armee.

Die nicht zur Grundausbildung einberufenen jungen Männer wurden der  1. Wehrpflichtigenreserve (genannt Hojuhei) zugeteilt und erhielt zusammen mit den Männern der Musterungsklassen B-2 und B-3 eine Grundausbildung durch ein System von Lehrgängen, zu denen regelmäßig eine Einberufung für insgesamt bis zu 180 Tage im Jahr erfolgte. Bei freien Kapazitäten in der Grundausbildung erhielten die zurückgestellten Männer der Musterungsklassen A und B-1 eine durch die bereits erworbenen Fähigkeiten verkürzte Grundausbildung. 1. und 2. Wehrpflichtigenreserve unterschieden sich im übrigen nur durch den physisch-medizinischen Zustand der Männer. Der Dienst dauerte mit 17 Jahren und vier Monaten genauso lange wie der der Männer mit Grundausbildung. Auch hier erfolgte anschließend die Überstellung in die 1. Nationale Armee.


Japans Westgrenze war 1940 Indochina und dies bedeutete eine Gefährdung dieser französischen Kolonie. Und da Siam (Thailand) inzwischen eine japanfreundliche Regierung hatte, waren auch die britischen Besitzungen in Burma und Indien direkt bedroht. Dies führte zu der verstärkten Unterstützung Chinas auch von dieser Seite. Britische Ingenieure begannen mit dem Bau der berühmten Burmastrasse, die, von den Japanern ausgebaut, für den Verlauf des zweiten Weltkriegs in dieser Region von immenser Bedeutung werden sollte. Eine weitere Versorgungsroute für China führte durch Indochina.

Mit dem Beginn des Krieges in Europa war den USA klar, dass man als Demokratie mittelfristig nicht neutral bleiben konnte. Ein kurzfristiger Einstieg war absolut unmöglich, da man als Vorreiter für eine internationale Abrüstung erst Ende der dreißiger Jahre begonnen hatte, militärisch aufzurüsten. Diese Aufrüstung war frühestens Anfang 1942 abgeschlossen. 1939 war die japanische Flotte der US-Pazifikflotte deutlich überlegen, vor allem kalibermäßig, da Japan sich ja frühzeitig aus dem internationalen Sperrvertrag zurückgezogen hatte. Um die nötig Zeit für die Aufrüstung zu erhalten, beteiligte man sich zunächst nur indirekt an den Konflikten. England und Frankreich erhielten Rohstoffe, China Waffen und Versorgungsgüter. Mit letzterem hoffte man, Japan von Indochina und Indien ablenken zu können, um die dortigen Rohstoffe so lange als möglich für Europa zu sichern. Damit war natürlich ein Kriegseintritt gegen Japan vorprogrammiert.
Die europäischen Alliierten konnten gegen die Bedrohung ihrer Kolonien in Asien nur protestieren, da sie militärisch gebunden waren.

Bereits Ende 1939 übte Japan auf Frankreich Druck aus, die Versorgung Chinas durch Indochina zu unterlassen. Dies wurde abgelehnt und Japan bombardierte im Winter 1939/40 mehrfach Bahnlinien in der französischen Kolonie. Frankreich konnte dagegen keinen Widerstand leisten, die Transporte gingen aber weiter. Nach der Niederlage Frankreichs Anfang Juni 1940 stellte Japan am 19.6. ein achtundvierzigstündiges Ultimatum, diese Transporte zu beenden und ließ Truppen an der Grenze aufmarschieren. In Haiphong lagen da noch 125.000 Tonnen Versorgungsgüter für China bereit. Da die USA Anfragen nach militärischer Unterstützung nicht beantworteten, blieb den Verantwortlichen nichts übrig, als der japanischen "Bitte" zu entsprechen. Diese Versorgungsroute war damit unterbrochen.
Auch der britischen Kolonialverwaltung wurde angeraten, die Burmastraße zu schließen. Dies geschah auch im Juli 1940, zumindest für drei Monate.
Daraufhin wurde von den USA eine Luftbrücke nach China etabliert. Außerdem wurde mehr Nachschub über die Sowjetunion verschickt, welche man in dieser Situation als das geringere Übel einstufte.

Da Japan für einen Krieg zur Eroberung Südostasiens rüstete, benötigte man Stützpunkte, um Nachschub zu sichern. Also wurde am 1.8.1940 an die französische Verwaltung Indochinas der "Wunsch" herangetragen, im Norden Flughäfen auf deren Territorium errichten zu können. Weitere "Wünsche" wurden immer dann mitgeteilt, wenn Einigung über die Vorhergehenden erzielt war. Am 22.9.1940 wurde, auf Druck der USA, festgelegt, dass Japan drei Flughäfen mit maximal 6000 Mann nutzen durfte und bis zu 25.000 Soldaten durch das Land nach Südwestchina senden konnte. Damit war natürlich de facto die Angliederung Indochinas an Japan nur noch eine Frage der Zeit.
Der zweite Akt der Angliederung erfolgte zum Jahreswechsel 1940/41, als Siam-Thailand (mit freundlicher Ermunterung Japans) territoriale Ansprüche an Indochina stellte und diese Ziele militärisch zu Erreichen suchte. Die Kolonialtruppen Indochinas konnten den Vormarsch unter größten Anstrengungen stoppen was den japanischen Befehlshabern gar nicht gefiel. Man wollte die französische Kolonie mit diesem Angriff ja militärisch schwächen. Dies gelang nicht im geplanten Umfang und so stellte Japan an 12.Juli 1941 ein Ultimatum, das man alle nötigen Gebiete und Einrichtungen auch im Süden Indochinas ohne Ausnahme übernehmen wolle. Da keinerlei Unterstützung aus Europa oder der USA in Sicht war, musste die Kolonialregierung zustimmen. Indochina stand damit nur noch auf dem Papier unter französischer Verwaltung, Japan konnte hier tun und lassen, was es wollte. Bis zum 28.6. war die Besetzung abgeschlossen.
Um die wichtigen Rohstoffe Niederländisch Ostindiens zu bekommen, wurde im Sommer 1940 auch an die dortige Verwaltung der „Wunsch“ nach wirtschaftlichen Konzessionen geäußert. Geschickte Verhandlungsstrategien zogen einen Vertragsabschluss bis Ende 1941 hinaus.

Ohne die militärstrategischen Folgen des Einmarsches in Indochina zu überdenken (nahezu alle Basen der Alliierten in Südostasien lagen in Japans Reichweite) reagierte der US-Präsident Roosevelt auf diesen Einmarsch mit dem Einfrieren aller japanischer Gelder in den USA und einem Rohstoffboykott. Dem schloss sich Großbritannien an.

Japan war damit zum Krieg um die Rohstoffe Südostasiens gezwungen, da von dieser Entscheidung Roosevelts bis zu 90% der Rohstoffversorgung Japans betroffen war. Aber bereits ab Januar 1941 hatten die Japaner Vorbereitungen für einen Großangriff im Pazifik begonnen. So meldete der US-Botschafter in Tokio an das Außenministerium in Washington bereits am 27.1.1941, dass das Gerücht umgehe, Japan plane im Dezember einen Luftangriff auf Pearl Habour.
Die USA konnten also durchaus schon Mitte 1941 sicher sein, dass Japan binnen eines halben Jahres angreifen würde. Auch die militärischen Umgruppierungen und Manöver in Vorbereitung eines Angriffs waren nicht zu übersehen.

Am 7.12.1941 griff eine japanische Trägerkampfgruppe im Morgengrauen den Hafen von Pearl Habour an und schaltete die schweren Einheiten der US-Pazifikflotte bis 1943 aus. Die bis dahin eher regionalen Konflikte wurden zum zweiten Weltkrieg.

Es begann für Japan der Dai Toa Sen (Großer Ostasien-Krieg).

 

Explosion des vorderen Munitionsraumes des US-Zerstörers USS Shaw. Das Schiff konnte repariert werden.