Innenansichten eines Typ 95 Ha-Go:

Typ 95 der 7. Sasebo Rikusentai (Spezial-Marineinfanterie), Betio (Tarawa-Atoll) 1943

 

Die geringe Größe des Dreimannpanzers verlangte besondere Aufmerksamkeit bei der Planung des Innenraums. So war der Motor in seinen Ausmaßen und Verbindungselementen speziell auf den Panzer zugeschnitten.

 

 

Mitsubishi entwickelte 1935 den Sechszylinder Dieselmotor NVD 6120 im Rahmen eines allgemeinen Entwicklungsprogrammes, dass die Einführung von Dieselmotoren für alle militärischen Fahrzeuge zum Ziel hatte. Der Motor leistete 120 PS bei 1800 Umdrehungen je Minute. Die nötige Verbrennungsluft wurde über einen trichterförmigen Stutzen unterhalb des Turmdrehkranzes aus dem Kampfraum angesaugt. Dadurch war die Luft bereits angewärmt und außerdem fand so die Entlüftung des Kampfraumes statt. Dadurch war der Panzer jedoch nicht tauchfähig. Hinten rechts war in der Panzerung eine Luke vorhanden, durch die zum einen kleinere Reparaturen durchgeführt werden konnten und zum anderen der Motor gekühlt wurde.

 

 

Man erkennt sehr gut die Abgasabführung sowie Einzelheiten des Zylinderkopfes.

 

Die Anordnung rechts im Heck erforderte ein Umlenkgetriebe, um die übliche Form des Frontantriebs realisieren zu können. Wechsel- und Lenkgetriebe lagen neben bzw. vor dem Fahrer, was geringeren Aufwand für die Weiterleitung von Schalt- und Lenkbefehlen bedeutete, als wenn der Antrieb über das Heckrad erfolgt wäre. Damit war ein großer Fehlerfaktor ausgeschaltet. Alle beweglichen Teile des Antriebs, die in den Kampfraum ragten, waren durch Bleche abgedeckt

 

 

Neben dem Motor war der Haupttank eingebaut, der die hintere Hälfte des linken hinteren Raums einnahm. Ein Feuerschott trennte Motor- und Kampfraum. Der Zugang zum Motorraum vom Kampfraum aus war vorgesehen. Der gesamte Kampfraum war mit rechteckigen Asbestplatten, gehalten von Aluminiumstreifen, ausgekleidet, um die Brandgefahr zu verringern und um die Wirkung von absplitternden Panzerungsteilen und Nieten bei Treffern zu verringern.

 

 

Bei der geringen Größe des Fahrzeugs verwundert es nicht, dass der Platz für Fahrer und Funker äußerst knapp bemessen war.

 

 

Der Fahrer saß rechts vorne und konnte durch eine verschließbare Sehklappe nach vorn und rechts sehen. Nach links war  die Sicht durch den Vorbau für das Bug-MG eingeschränkt.

 

 

Die Sehklappe war nach vorne gewölbt, um dem Fahrer ein wenig mehr Bewegungsspielraum zu geben und die Sicht zu verbessern. Sie enthielt vier Blöcke aus Panzerglas, durch die der Fahrer im Gefecht sah. Direkt rechts neben dem Fahrer war ein Teil der Munition der Bordkanone gelagert. Die Instrumentierung war spartanisch. Vorne links auf dem Armaturenbrett war der Drehzahlmesser, in der Mitte der Tacho und rechts eine Anzeige für die Bordspannung. Gestartet wurde der Motor über den Druckknopf rechts vorne. An der rechten Seitenwand war ein weiteres Instrumentenbrett für die elektrischen Einrichtungen wie Belüftung, Scheinwerfer usw.

 

 

Weitere Motorkontrollelemente waren im Motorraum an der Trennwand angebracht. Die Steuerung erfolgte über die beiden Hebel für die Lenkbremsen.

 

Der Bug-MG-Schütze war zugleich der Bordtechniker, der kleinere Reparaturen im Fahrzeug an Waffen und Motor beherrschen musste. Er bediente ein Typ 91, später Typ 97 MG mit einer Optik, die ein Sehfeld von 30° und eine Vergrößerung von 1,5 hatte. Die Öffnung für diese Optik war links neben der Waffe in der kugelförmigen Lagerung. Das MG wurde im Schulteranschlag über einen Pistolengriff bedient. Die Munitionszuführung erfolgte beim Typ 97 MG über 30-Schuss-Magazine, die von oben eingeführt wurden.

 

 

Die Waffe war in einer Gabel auf einem Pivot gelagert. Sie konnte für den Einsatz außerhalb des Fahrzeuges mit wenigen Handgriffen ausgebaut werden. Ein Panzerschutz verhinderte die Beschädigung des Laufs. Ein weiteres MG war entsprechend im Turmheck eingebaut.

 

 

Die Verwendung von Magazinen an Stelle von gegurteter Munition erforderte einen größeren Raum für die Unterbringung der Magazine. Diese wurden in einem Regalsystem unter der Bugwaffe und rechts vom MG-Schützen aufbewahrt.

 

 

 

 

Als Hauptbewaffnung im Turm diente zunächst die Typ 94 37 mm Kanone. Es handelt sich um eine für Panzer umgebaute Typ 94 37 mm Schnellfeuerkanone. Sie war mit Schulterstütze und Pistolengriff mit Abzug versehen. Die Optik war links neben der Kanone angeordnet

Die Aufhängung ermöglichte einen vom Turm unabhängigen Seitenrichtbereich von 10° zu jeder Seite und einer Rohrerhöhung von - 20° bis + 24°. Eine Rücklaufbremse war unter dem Rohr angebracht und durch einen Kasten aus Panzerstahl beschusssicher gemacht worden. Die Kanoniere standen im Einmannturm und bedienten die Kanone derart, dass die Schulterstütze an die rechte Schulter gepresst wurde und die Auslösung mit der linken Hand erfolgte. Die rechte Hand konnte so eingesetzt werden, dass die Waffe ausgerichtet oder schnell nachgeladen werden konnte. Die leeren Hülsen wurden durch eine Fangsack aufgefangen und konnten so zurück geführt werden.

Neben der Optik war ein Schutzblech mit Polsterung angebracht, welches verhinderte, dass sich der Kanonier beim Rückstoß den Kopf anstieß. Eine Waffenstabilisation war wie bei anderen Panzern der dreißiger Jahre nicht vorgesehen. Für einen sicheren Schuss musste der Panzer also anhalten.

 

An Munition für die Kanone gab es Spreng- (oben) und Panzergranaten. Die Kampfbeladung bestand in den dreißiger Jahren im Allgemeinen aus 2/3 Spreng- und 1/3 Panzergranaten. Dies spiegelt das Einsatzspektrum wieder, für das dieser Panzer gebaut war. Hauptaufgabe war eben die Infanterieunterstützung. Nach dem Nomonhan-Zwischenfall wurde das Verhältnis auf 1:1 umgestellt.

Im Laufe des Krieges wurde die Kanone durch die Typ 98 37 mm Kanone, später die Typ 1 37 mm Kanone ersetzt. Versuche mit 47 mm und 57 mm Kanonen scheiterten am knappen Platzangebot im Turm. Ein größerer Turm kam wegen des daraus resultierenden Gewichtes nicht in Frage.

Der Kanonier musste den Turm mittels des Handrades an der linken Turmseite manuell drehen. Dazu war die linke Hand vorgesehen. Rechts waren vorn 5 und hinten 7 Granaten gelagert. Die weitere Munition war im oberen Bereich des Kampfraums und vor allem in der linken Fahrzeughälfte gelagert. Bei Bedarf unterstütze der Bugschütze den Kanonier bei der Munitionszuführung. Zur Nahverteidigung war ein MG Typ 91, später Typ 97, schräg im Turmheck eingebaut worden. Die Enge des Turmes machten dafür eine Ausbuchtung im Turmheck nötig.

 

Panoramablick (rechts herum):