Deutsche U-Boote 1935 bis 1945

 

 Einführung | Geschütze | Aktive und passive Kampfmittel | Typen Teil 1 | Typen Teil 2 | Typen Teil 3

 Typen Teil 4 | Mini-U-Boote

 

 

Minen und Torpedos

 

Minen

 

 

Der Einsatz von Seeminen ist eine der effektivsten Möglichkeiten, große Seegebiete unpassierbar zu machen. Entsprechend ihrer Gefahr für die Seefahrt ist ihr Einsatz internationalen Regeln unterworfen. So muss die Lage von Minenfeldern sehr genau dokumentiert werden, um die Räumung nach Kriegsende oder im Bedarfsfall möglich zu machen. Das Räumen von Seeminenfeldern ist sehr zeitaufwendig und nicht immer von 100%-igem Erfolg. So findet man heute noch Seeminen aus dem zweiten Weltkrieg.

 

Deutsche Seeminen wurden mit eine dreistelligen Buchstabenkombination benannt. Die ersten beiden Buchstaben beschrieben die Funktionsweise und der dritte die Ausführung der Mine.

 

BM - Minen für Flugzeugabwurf ohne Fallschirm

EM - Grundminen für tiefere Seegebiete (bis 700m) mit Kontaktzünder

FM - Flachwassergrundminen mit Kontaktzünder

KM - Anti-Invasions-Küstenminen

LM - Minen für Flugzeugabwurf mit Fallschirm

MT - Torpedogrundminen für den Einsatz aus Torpedorohren der Überwasserschiffe

OM - Treibminen

RM - Grundminen für mittlere Wassertiefen (bis 50 m) mit oder ohne Fernzündmöglichkeit

SM - Grundminen für tiefere Seegebiete (bis 700m) mit Magnetzünder für den Einsatz aus U-Booten

TM - Grundminen für mittlere Wassertiefen (bis 50 m) mit Magnet- und Kontaktzünder für den Einsatz aus U-Booten

UM - U-Abwehrminen mit Kontaktzünder

 

Das Legen von Minenfeldern war bei den U-Bootfahrern äußerst unbeliebt. Die Männer empfanden den Einsatz von Minen als hinterhältig. Außerdem konnte nur selten eine Versenkung in den nicht überwachten Minenfeldern beobachtet und zugeordnet werden. Im Gegensatz dazu war eine Versenkung durch Torpedos immer eindeutig und ein direktes Erfolgserlebnis. Darüber hinaus konnten Minen nur in geringen Tiefen, also in Küstengewässern, gelegt werden. Die Boote sahen sich dabei immer der Gefahr der Entdeckung durch Überwasser- und Landeinheiten ausgesetzt, auch wenn die Operationen nachts ausgeführt wurden. Und in den flachen Gewässern war ein Wegtauchen nur selten möglich. So kam es häufiger mal vor, dass ein Kapitän seine Minen irgendwo nur nicht dort ablegte, wo er sollte. Einige verloren dadurch Rang und Kommando.

Es gab mit der Klasse X B nur eine U-Bootklassse, die als reiner Minenleger geplant war.

 

 TM- und SM-Minen waren mit dem Sprengstoff SW18 oder SW36 (siehe Torpedosprengköpfe) gefüllt.

 

 

Der Minenzünder

 

Magnetzünder:

 

Die effektivste Art eine Mine auszulösen ist, die Mine direkt unter dem Kiel des Schiffes zur Explosion zu bringen. Die dabei entstehende Gasblase hebt das Schiff an. Meist führt dies zum Auseinanderbrechen des Schiffes. Ende der dreißiger Jahre hatten deutsche Ingenieure einen Magnetzünder entwickelt, der auf das im und um das Schiff bestehende Magnetfeld reagiert. Beim Überfahren der Mine löste der Magnetzünder die Mine von der Vorrichtung, die die Mine am Meeresboden hielt. Die Zündung erfolgte entweder durch Kontakt mit dem Schiff oder durch druckabhängige Zünder, die bei Erreichen einer bestimmten Wassertiefe auslösten.

Bereits im November 1939 fiel jedoch den Engländern eine solche Mine in die Hände, da sie zu nah am Ufer von einem Flugzeug abgeworfen worden war und bei Ebbe geborgen werden konnte. Als Konsequenz aus der technischen Untersuchung entwickelten die Engländer Strategien zur Abwehr, die die Magnetminen nahezu wirkungslos werden ließen. Die wichtigsten Maßnahmen waren das Entmagnetisieren der Schiffe  und das Minenräumen mittels starker Magnetfelder, die die Minen in ungefährlichen Abständen zum Räumfahrzeug zündeten. Das blieb den Deutschen natürlich nicht lange verborgen und man veränderte die Zünder. Die wichtigsten Änderungen waren der Einbau eines Zählers, der den Zünder erst nach einer eingestellten Anzahl von Auslöseimpulsen durch Schiffe oder Ähnliches scharf schaltete. Eine weitere Änderung war der Einbau von Verzögerungsmechanismen und Zeitschaltungen, die die Zünder erst nach einer bestimmten Zeit scharf machten oder die Zünder zeitweise wieder unscharf schalteten. So waren diese Minen bis Kriegsende und darüber hinaus ein ernstzunehmender Feind, dessen Unschädlichmachung viel Zeit und Ressourcen kostete.

 

 

Akustikzünder:

 

Ab Herbst 1940 setzte die Kriegsmarine einen neuen Zünder ein, der auf Schraubengeräusche der Schiffe reagierte. Auch Minen mit diesen Zündern konnten recht schnell von den Engländern geborgen und untersucht werden. Daraufhin wurden Abwehrmaßnahmen wie Geräuschbojen und Ähnliches entwickelt. Erst nach Kombination der Akustikzünder mit Magnetzündern konnten diese Zünder wieder Erfolge verbuchen.

 

 

Druckzünder:

 

Gegen Kriegsende entwickelte die Kriegsmarine eine neue Art von Zündern, die auf die geringen Druckänderungen, die beim Überfahren der Mine durch ein Schiff entstehen, ansprechen. Ausschlaggebend für die Zündung war der Sog, der unweigerlich bei der Bewegung des Schiffes entsteht. Gegen diese Art der Auslösung konnte bis Kriegsende keine Gegenmaßnahme ergriffen werden.

 

 

 

 

U-Boot-Minen

 

TMA:

 

Mine mit 230 kg Sprengstoff. Sie wurde von den U-Booten als Ankertaumine, mit 150 bis 270 m Seil auf dem Boden verankert, aus den Torpedorohren oder Minenausstoßvorrichtungen heraus gelegt. Die Zündung erfolgte durch Kontakt mit dem Schiffsrumpf.

Bei einer Länge von 3,64 m konnten an Stelle eines Torpedos zwei TMA-Minen mitgeführt werden.

 

 

TMB:

 

 

 

Mine mit 560 kg Sprengstoff. Sie wurde speziell für Einsätze von U-Booten aus geplant. Die Minen wurden in einer Tiefe bis zu 30 m auf den Grund gelegt. Fuhr ein Schiff nahe an der Position der Mine vorüber, löste der Magnetfeldzünder die Mine aus.

Bei einer Länge von 2,15 m konnten an Stelle eines Torpedos drei TMB-Minen mitgeführt werden.

 

TMC:

 

Mine mit 930 kg Sprengstoff. 1939 forderte Admiral Dönitz eine stärkere Mine als die TMB, da er deren Wirkung gegen große feindliche Überwasserschiffe wie Schlachtschiffe oder Flugzeugträger als zu gering ansah. Diese Mine mit Magnetzünder war bei einer Einsatztiefe von 36 m tödlich für jedes Schiff, das mit ihr in Kontakt kam.

Bei einer Länge von 3,39 m konnten an Stelle eines Torpedos zwei TMC-Minen mitgeführt werden.

SMA:

 

 

 

Mine mit 350 kg Sprengstoff  und einer Aluminiumhülle, die eine Entdeckung durch Magnetfeldmessgeräte erschweren sollte. Der Einsatz erfolgte aus den Minenrohren der U-Boot Typ VII D und X B. Sie wurde in Tiefen bis 600m auf den Grund gelegt und besaß einen Magnetfeldzünder.

 

 

 

Torpedos

 

Nachladen von Torpedos aus den Oberdecksbehältern

 

Der Großteil des Vernichtungspotentials eines U-Bootes bestand aus seinen Torpedos. Ein Torpedo transportierte etwa 300 kg Sprengstoff, wog etwa 1.5 Tonnen und kostete ca. 40.000 Reichsmark. Auf den Deutschen U-Boote wurden zwei Grundtypen Torpedos eingesetzt. Einmal der G7a, der mit einem Alkoholdampf-Motor arbeitete und der G7e, der elektrisch angetrieben wurde. Der G7a hatte eine größere Reichweite, verriet sich aber gerade tagsüber und bei ruhigem Seegang durch eine markante Blasenspur. Der G7e zog keine Blasenspur, aber war in seiner Reichweite eingeschränkt. Aus diesen beiden Torpedotypen wurden die hauptsächlich eingesetzten Varianten abgeleitet.

Das Handhaben der Torpedos und ihre Regelung war eine der schmutzigsten und schwersten Aufgaben auf einem U-Boot. Torpedos, die sich in den Rohren befanden mussten alle vier bis fünf Tage zur Regelung aus den Rohren gezogen werden, so dass immer die drei anderen schussbereit waren. Das Laden war eine harte Arbeit, die über Wasser nicht durchgeführt werden konnte, wenn die See nicht völlig Ruhig war.

Zum Laden der Reservetorpedos mussten sie mit Kettenflaschenzügen von unter den Flurplatten angehievt, eingefettet und von Hand in die Rohre eingeführt werden. Das war zu gefährlich, wenn das Boot erheblich schlingerte oder stampfte. Während des Ladens wurde das Boot etwas vorlastig getrimmt, so dass die Torpedos leichter in ihre Lage gleiten konnten.

Die Gesamtzahl der mitgeführten Torpedos wurde von dem Kommandanten im Einvernehmen mit seinen Vorgesetzten bestimmt. Die entsprechende Zahl wurde dann mit einem Spezial-Elektrokarren zum Boot gebracht und unter Aufsicht des Torpedomechanikers oder eines Maaten an Bord genommen. Es gab eine große Regelung oder eine kleine Regelung, die erfolgen musste. Bei der großen Regelung wurde der gesamte Torpedo überprüft, bevor er an Bord genommen wurde. die kleine Regelung umfasste nur die wichtigsten Teile, die vom Mechaniker überprüft werden mussten. Nach Anbordnahme wurden die Torpedos abgenommen und waren von dann an ein Teil des Verbrauchsmaterials des U-Bootes.

 

 

Benennung der Torpedos:

 

Im ersten Weltkrieg wurde ein einheitliches Bennennungssystem eingeführt. Sie richtete sich nach Durchmesser, Länge und Antrieb der Torpedos. Es wurde bis Ende des zweiten Weltkriegs erweitert und durch Typnummern ergänzt.

 

Durchmesser:

F = 45 cm

G = 53,3 cm

H = 60 cm

J = 70 cm

 

Länge:

Gerundet auf den vollen Meter

 

Antrieb:

a = Druckluftantrieb

e = elektrischer Antrieb mit Pb/PbO-Batterien

d = elektrischer Antrieb mit Mg/C-Batterien

u = Wasserstoffperoxid-Antrieb (Walter-Antrieb) Dampf

p = Wasserstoffperoxid-Antrieb (Walter-Antrieb) Sauerstoff

r = Wasserstoffperoxid-Antrieb (Walter-Antrieb) Strahlantrieb

 

1. Druckluftantrieb

Beim Druckluftantrieb wird ein Treibstoff, zumeist Dekalin (Decahydronaphtalin), mit Druckluft in einer Brennkammer verbrannt. die entstehenden heißen Gase werden durch eine Düse auf den Antriebspropeller geleitet, der den Vortrieb bringt.

 

2. elektrischer Antrieb:

Beim elektrischen Antrieb wird ein Elektromotor durch Batterien gespeist. Der Motor treibt  die Antriebsschraube über ein Getriebe an.

 

3. Walther-Antrieb:

Beim Wasserstoffperoxid-Antrieb wird Peroxid oder ähnlichen Chemikalien  über einem Katalysator in Wasserdampf und Sauerstoff zerlegt. Das durch die dabei entstehende Temperatur von 485 °C gasförmige Wasser oder der Sauerstoff werden in eine Turbine geleitet, die die Schraube antreibt.

Beim Strahlantrieb wurde die Turbine weggelassen und die Schrauben wie beim Druckluftantrieb direkt angetrieben.

Eie weitere Version des Walther-Antriebes besaß hinter der Reaktionskammer mit dem Katalysator noch eine Brennkammer, in der ein Treibstoff mit dem entstandenen Sauerstoff verbrannt wurde. Die dabei entstehende Hitze verdampfte wie in einem Kraftwerk Wasser, welches dann zu den Turbinen geleitet wurde.

 

Italienische Torpedos, die von der Kriegsmarine eingesetzt wurden, erhielten den Zusatz "w" für die Firma Whitehead in Fiume und "i" für Silurifico Italiano in Neapel.

 

Torpedos mit akustischem Zielsucher erhielten den Zusatz "s".

Das Walterverfahren wurde sowohl mit Turbine (Zusatz "t"), als auch mit einer Kolbenmaschine (Zusatz "k") eingesetzt.

 

 

Zünder:

 

Akustikzünder Pistole 4

 

Die Torpedos hatten verschiedene Zündeinrichtungen. Sie detonierten entweder beim Aufschlag, mittels einer Magnetpistole durch das magnetische Feld des Ziels oder wurden akustisch durch die Schraubengeräusche ausgelöst. Bei der Aufschlagzündung wurde der Gefechtskopf durch eine kleine Vorrichtung scharf gemacht. Diese Vorrichtung bestand aus einem Propeller, der nach Zurücklegen einer bestimmten Laufstrecke in Richtung Ziel die entsprechenden Umdrehungen ausgeführt hatte, um den Stift zu lösen, der den Schlagbolzen der Gefechtspistole freigab. Traf die Krallen-ähnliche Vorrichtung am Kopf des Torpedos auf die Schiffswand explodierte der Torpedo und riss ein Loch in den Rumpf des Schiffes.

In dem Falle der Magnetpistole detonierte der Torpedo direkt unter dem Ziel, was in der Regel ausreichte, denn die Explosion ließ das Rückrad (den Kiel) des Schiffes zerbrechen, das daraufhin sank.

 

Aufschlagzünder Pistole 2

 

Dennoch gab es zahlreiche Funktionsstörungen, vor allem bei der launischen Gefechtspistole mit Magnetzündung, die jene mit Aufschlagzündung ersetzen sollte. Eine weitere Fehlerquelle war eine ungenügende Tiefensteuerung, die den Torpedo oft weit unter seinem Ziel durchlaufen ließ, bis er am Ende seiner Laufstrecke unterging.

Die Probleme mit der Magnetpistole waren bis Ende 1943 behoben und der neue Magnetzünder TZ 5 erwies sich als geeignet.

Die im Laufe des Krieges eingeführten Zieleinrichtungen, die eine Eigensteuerung des Torpedos ermöglichten, führten dazu, dass die normalen Aufschlagzünder nicht mehr verwendet werden konnten. So wurde die Aufschlagzündvorrichtung hinter den Gefechtskopf verlegt. Beim Aufschlag wurde nun der Schlagbolzen nicht mehr in den Sprengsatz getrieben, sondern der Sprengsatz auf den Schlagbolzen geschleudert.

 

 

Sprengköpfe:

                                                                                                     

Die Standardmischung für die deutschen Torpedosprengköpfe wurde 1907 entwickelt. Es wurde ein Sprengstoff, bestehend aus 60% TNT und 40% Hexanitrodiphenylamin (HND), eingesetzt, der eine um 7% höhere Sprengwirkung als reines TNT besaß und wesentlich weniger schockempfindlich war.

Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs wurde die Mischung stetig verfeinert. Insgesamt wurden 4 Sprengkopfarten verwendet:

SW18:  50% TNT, 24,5% HND, 15,5% Aluminium

SW36:  67% TNT, 8% HND, 25% Aluminium

SW39:  45% TNT, 5% HND, 30% Ammoniumnitrat, 20% Aluminium

SW39a:  50% TNT, 10% HND, 5% Ammoniumnitrat, 35 % Aluminium

 

Bei Angriffen auf Rohöltransporter stellte man schnell fest, dass das Öl nur sehr schwer entzündlich war. Um eine Entzündung zu erreichen, wurde der N-Stoff entwickelt. Es bestand unter anderem aus Phosphor, Chlor und Fluor. Bei der Explosion des Torpedos entzündete sich das Phosphor und das Chlor und Fluor sorgten für das Entweichen flüchtiger Verbindungen aus dem Rohöl, die zusammen mit dem Phosphor das Rohöl nach einigen Sekunden sicher entzündeten.

 

 

technische Entwicklung bis 1945:

 

Zu Beginn des Krieges waren die Torpedos immer noch nicht viel mehr, als angetriebene Rohre mit einer Sprengladung. Im Laufe des Krieges wurden immer bessere Zielsucheinrichtungen eingeführt, so dass 1945 die ersten selbststeuernden Torpedos einsatzfähig waren. Wenn man überlegt, dass es keinerlei Elektronik wie wir sie kennen gab, ist das eine ingenieurtechnische Meisterleistung.

 

Die erste Modifizierung war der Einbau des Federapparates. Beim FAT, dem "Federapparat-" oder "Flächenabsuch-Torpedo", handelte es sich um eine neue Zusatzvorrichtung bestehend aus 5 Steuerscheiben als Zielsucheinrichtung, die den Torpedo in Kurven laufen ließ. Dies erhöhte die Trefferwahrscheinlichkeit beträchtlich, wenn dieser in eine Gruppe von Schiffen geschossen wurde. Bei entsprechender Programmierung ging der Torpedo nach einem eingestellten Gradeauslauf in einen Kurvenlauf über. Diese Kurven gingen nach rechts bzw. links im Winkel von 90°, in längeren (ca. 1.900 Meter) bzw. kürzeren (ca. 1.200 Metern) Schleifen oder in einem vollen 180°-Winkel. Dieser Torpedo bot sogar die Möglichkeit ein Vorausziel mit dem Hecktorpedorohr anzugreifen. In der Regel lag die Geschwindigkeit des Torpedos etwas über der des angegriffenen Schiffes.

Wenn die Geschwindigkeit des Schiffes nicht genau geschätzt werden konnte, schoss das U-Boot zwei Torpedos mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Der ersten mit einer höheren (etwa + 2 kn) und den zweiten mit einer etwas geringeren Geschwindigkeit als das Schiff.

Mit diesem Verfahren hatten angegriffene Schiffe kaum eine Chance zu Entkommen. Die Möglichkeit ein Ziel zu treffen, verdoppelte sich, wenn ein fehlgegangener Torpedo zurück in Richtung seines Zieles in den Schleifenlauf überging. Ob der Lauf eines Torpedos kurz oder lang sein sollte, wurde vor dem Abschuss eingestellt.

Eine der Grundvoraussetzungen für den Abschuss eines FAT war eine FAT-Warnung, die über Funk abgegeben werden musste, damit nicht andere U-Boote dem FAT zum Opfer fielen.

 

Eine weitere Verbesserung des FAT stellte der LUT, der "Lagenunabhängige Torpedo", dar. Seine programmierbare Laufstrecke enthält eine Richtungsänderung mit einstellbarem Winkel während der ersten Suchstrecke, so dass er aus jedem Abschusswinkel quer über den Kurs eines Geleits gefeuert werden kann, wodurch sich die Chance ein Ziel zu treffen, erheblich erhöht.

 

Im Spätherbst 1942 kam ein Projekt eines Torpedos zur Verwirklichung, der eine Reichweite von 5 bis 7 Kilometern besaß und Schiffe mit 7 bis 13 Knoten Fahrt aus einem Winkel von 0° bis 180° angreifen konnte. Hierbei handelte es sich um den T5 "Zaunkönig".  Der T5 sollte ursprünglich gegen die Eskorten der Geleitzüge eingesetzt werden, eignete sich aber wegen seiner geringen Geschwindigkeit und Lauflänge nicht dazu. Der T5 reagierte auf die Schraubengeräusche der Frachter und lenkte sich selbstständig. Aktiviert wurde er schon nach einer Laufstrecke von 200 Meter. Nach dem Abschuss aus dem Heckrohr musste das U-Boot sofort auf 60 Meter Tiefe gehen, um den T5 nicht mit seinen eigenen Schraubengeräuschen auf sich zu ziehen. In der Praxis gab es immer wieder Probleme mit dem T5. Oft lief er unter den Schrauben der Frachter hindurch und explodierte erst hinter dem feindlichen Schiff. Zudem reagierte er nur auf ein Schraubengeräusch einer bestimmten Frequenz. Sobald die Frachter oder Eskorten sehr viel langsamer oder schneller fuhren, konnte der T5 nicht mehr reagieren. Im Kriegsverlauf entwickelten die Alliierten den "Foxer", ein Gerät, das hinter den Schiffen hergezogen wurde und die Schallwellen einer Schiffschraube simulierte. Dies sollte die T5 ablenken. In der Praxis war der "Foxer" aber eher "ein Klotz am Bein". Das Aussetzen und Einholen das Gerätes nahm viel Zeit in Anspruch. Zudem konnten durch die Geräusche U-Boot-Rudel angelockt werden, die den Geleitzug ohne den "Foxer" gar nicht gehört hätten.

 

Versuche wurden auch mit einem "optischen" Torpedo gemacht. Dieser sollte über eine Fotozelle auf den Schatten des Schiffes reagieren. Doch trübes Wetter und damit dunkler Himmel verwirrten die Elektronik. Nachts war solch ein Torpedo logischerweise überhaupt nicht zu gebrauchen. Die Versuche wurden aufgegeben.

Ebenso wurden Versuche mit drahtgelenkten Torpedos und Torpedotypen mit Walter-Antrieb durchgeführt. Die Entwicklung setzte aber zu spät ein und diese Typen kamen nicht mehr zum Einsatz.

 

 

Torpedotypen:

 

Glossar

kn = Knoten

1 Knoten = 1 Seemeile/Stunde

1 Seemeile = etwa 1,8 km

 

Modell G7a:

 

 

Antrieb durch Druckluft. Der Nachteil des Antriebs war, dass man die Torpedolaufbahn durch die aufsteigenden Gasblasen frühzeitig sehen konnte und dann in der Lage war, auszuweichen.

 

Daten:

 

Durchmesser: 533,4 mm
Länge: 7163 mm
Gewicht: 1538 kg
Gewicht der Sprengladung: 280 kg
Anzahl Leistungsstufen: 2
Drehzahl: 1470 / 1280 Umdrehungen/min
Geschwindigkeit: 40 / 30 kn
Reichweite: 7500 / 12000 m
Leistung:  350 / 225 PS
Schraubenart: Sechsblattschraube
Zünder: Aufschlagzünder Pistole 1
  Torpedozünder 3 mit Magnetpistole 3

 

Typen:

T I: Vorkriegsmodell, wegen der Blasenbahn nach dem Abschuss zumeist nachts abgefeuert.

T I FAT I: G7a mit FAT-Einrichtung, zumeist zu Testzwecken genutzt.

T I LUT I: G7a mit LUT-Einrichtung, zumeist zu Testzwecken genutzt.

T I LUT II: G7a mit verbesserter LUT-Einrichtung, Truppenversuch

T XIV: G7a mit verringerter Leistung für den Einsatz von Mini-U-Booten

 

Modell G7e:

 

 

 

Antrieb durch 100 PS Elektromotor. Um die volle Leistung zu erbringen, musste er vor dem Abschuss im Torpedorohr auf 30 °C erwärmt werden. Erst der so gesenkte elektrische Widerstand des Motors ermöglichte Volllast nach dem Abschuss. Alle 4-5 Tage musste der G7e aus dem Torpedorohr gezogen und die Batterien sowie der Motor gewartet werden. Zu Beginn des Krieges gab es bei diesem Typ Probleme mit der Tiefensteuerung, die erst nach dem Norwegenfeldzug 1940 gelöst werden konnten.

Der elektrische Antrieb hatte einen Nachteil. Geschwindigkeit und Reichweite waren geringer als beim G7a. 1942 wurde die Batteriekapazität und somit die Reichweite erhöht. Weitere Modifikationen betrafen die Zielvorrichtungen sowie den Einsatz von Klein-U-Booten.

 

Daten (Grundtyp):

 

Durchmesser: 534,6 mm
Länge: 7163 mm
Gewicht: 1608 kg
Gewicht der Sprengladung: 280 kg
Anzahl Leistungsstufen: 2 (vorgewärmt/ nicht vorgewärmt)
Drehzahl: 1700 Umdrehungen/min
Geschwindigkeit: 30 / 28 kn
Reichweite: 5000 / 4800 m
Leistung:  350 / 225 PS
Schraubenart: 2 Sechsblattschrauben
Zünder: Aufschlagzünder Pistole 1
  Aufschlagzünder Pistole 2
  Torpedozünder 2 mit Magnetpistole 2f
  Torpedozünder 5 mit Magnetpistolen 4 a-d
  Torpedomagnetzünder 6
  und weitere Kombinationen

 

Typen:

T II: Grundtyp, ausgestattet mit zwei Batterien zu je 26 Zellen mit einer Gesamtleistung von 93 Ah.

T III: Leichte Veränderung des Antriebs, um die Betriebssicherheit zu erhöhen.

T III FAT II: G7e mit FAT-Einrichtung

T IIIa: Erhöhte Batteriekapazität, Leistung 125 Ah. Daraus resultiert eine Reichweitenerhöhung auf 7500 m.

T IIIa FAT II: T IIIa mit FAT-Einrichtung

T IIIa LUT I: T IIIa mit LUT-Einrichtung, Versuchsmodell

T IIIa LUT II: T IIIa mit LUT-Einrichtung

T IIIb: Antriebsteil für das Mini-U-Boot Marder mit 2,5 Knoten (4,7 km/h) Höchstgeschwindigkeit.

T IIIc: Torpedo für Klein-U-Boote Typ Marder, Seehund u.a. Durch den Ausbau einer Batterie verringerte sich die Reichweite auf 4000 m bei einer Geschwindigkeit von 18,5 Knoten. Das Gewicht wurde auf 1342 kg gesenkt.

T IIId: Deckname "Dackel", Spezialtorpedo mit geringer Geschwindigkeit (9 Knoten) und hoher Reichweite (57000 m). Der T IIId war für Einsätze in bewachten Häfen oder ähnlichen geschützten Einrichtungen gedacht. Er hatte eine Länge von 11 m und war als LUT ausgelegt, damit er in Zielnähe Suchkreise fahren konnte.

T IIIe: Deckname "Kreuzotter", verbesserte Version des T IIIc mit 7500 m Reichweite bei 20 Knoten.

T IV : Deckname "Falke", der erste Torpedo mit akustischer Zielsucheinrichtung auf Basis des T IIIe. Die Zielsuche erfolgte durch eine einfache Lärmmesseinrichtung, die den Torpedo auf die lauteste Lärmquelle zusteuern ließ. Die vergleichsweise geringe Geschwindigkeit war für den vorgesehenen Einsatz gegen Frachter nicht wichtig.

T V : Deckname "Zaunkönig", war vorgesehen zum Einsatz gegen Konvoigeleitschiffe wie Zerstörer und Korvetten. Die geringe Erhöhung der Geschwindigkeit auf 24 Knoten führte zu einer geringeren Reichweite von 5700 m. Damit konnte er nicht Erfolg versprechend gegen Geleitschiffe eingesetzt werden. Außerdem war er anfällig gegen die alliierten Geräuschbojen und gegen Geschwindigkeitsänderungen, da er auf einer Frequenz von 24,5 kHz auf die lautesten Geräusche zusteuerte. diese Frequenz entsprach derjenigen, die die Schrauben alliierter Kriegsschiffe bei etwa 15 Knoten machten.

 

 

T Va : Modifizierter T V für den Einsatz von S-Booten, der besser gegen den Aufschlag auf dem Wasser nach dem Abschuss von  Überwasserkriegsschiffen gedämpft war. Eine Erhöhung der Batterieleistung führte zu einer Reichweite von 8000 m bei 21,5 Knoten.

T Vb: T Va für den Einsatz von U-Booten ohne Dämpfung

T VI : T II mit vergrößerter Batterieleistung für 7500 m Reichweite, LUT-Einrichtung und 300 kg Sprengstoff

T X : Deckname "Spinne", T II mit Drahtlenkung auf Sicht. Er hat sich im Einsatz nicht bewährt, da nur selten genug Ruhe zum Lenken nach dem Abschuss gegeben war.

T XI : Deckname "Zaunkönig II", verbesserter T5 mit verringerter Anfälligkeit gegen alliierte Geräuschbojen.

 

 

Versuchsmodelle:

 

Neben den Haupttypen wurden in der zweiten Kriegshälfte verschiedene Modifikationen ausprobiert. Die wohl interessanteste Neuerung war der Walterantrieb. Die Torpedos mit diesem Antrieb zeichneten sich durch eine hohe Geschwindigkeit aus. Die Reichweite war zunächst mit 2800 m zu gering für den Fronteinsatz, wurde jedoch ständig verbessert. Ähnlich wie die Walter-U-Boote ist die Entwicklung zu spät begonnen worden, um einsatzbereit zu werden.

Die meisten Daten über die Forschung in der zweiten Kriegshälfte sind bei dem Rückzug der Forschungseinrichtung aus Königsberg verloren gegangen.

 

 

Modell G5e:

 

Der G5e war eine verkleinerte Version der G7e für Versuchszwecke und dem Einsatz von Mini-U-Booten.

 

Daten:

 

Durchmesser: 534,6 mm
Länge: 5500 mm
Gewicht: 1260kg
Gewicht der Sprengladung: 280 kg
Anzahl Leistungsstufen: 1
Drehzahl: 1700 Umdrehungen/min
Geschwindigkeit: 30 kn
Reichweite: 3000 m
Leistung:  100 PS
Schraubenart: Sechsblattschraube
Zünder: Torpedozünder 2 mit Magnetpistole 2

 

Typen:

T XII

Modell G7ut:

 

G7e mit Walter-Antrieb.

 

Daten:

 

Durchmesser: 534,6 mm
Länge: 7163 mm
Gewicht: 1730kg
Gewicht der Sprengladung: 280 kg
Anzahl Leistungsstufen: 1
Drehzahl: 1640 Umdrehungen/min
Geschwindigkeit: 45 kn
Reichweite: 8000 m
Leistung:  430PS
Zünder: Torpedomagnetzünder 2
  Torpedomagnetzünder 6

 

Typen:

T VII : Deckname "Steinbarsch", Torpedo mit Walterantrieb und Turbine. Er war als LUT ausgelegt.

T VIII: Deckname "Steinbutt".

T XIII: Deckname "K-Butt", T VII mit verringerter Treibmittelladung und geringerer Reichweite.

Prototyp 1: Deckname "Schildbutt", Versuchsmodell mit einer Turbine mit Seewassereinspritzung. Verschiedene Zieleinrichtungen ausprobiert.

Prototyp 2: Deckname "Steinwal", Versuchsmodell mit Kreislaufmotor KM 8. Verschiedene Zieleinrichtungen ausprobiert.

 

 

Modell G5ur:

 

Deckname "Hecht", Versuchsmodell mit Walter-Strahlantrieb (1200 PS Schub)

 

 

Modell G7d:

Versuchsmodell mit Walter-Turbinenantrieb unter Verwendung von Sauerstoff als Turbinenantrieb (ohne Brennkammer).

 

 

ModellG7p:

 

Versuchsmodell mit Mg/C-Batterien

 

 

Modell G7uk:

 

Deckname "Klippfisch", Versuchsmodell mit Walter-Kolbenmaschinenantrieb (Kolbenmotor statt Brennkammer und Turbine).

 

 

Modell G7as:

 

Deckname "Möwe", G7a mit akustischem Zielsucher, wie T XI.

 

 

Modell G7es:

 

Deckname "Geier", verbesserter T XI

 

 

Modell G7aes:

 

Deckname "Lerche", akustischer Zielsucher mit Drahtlenkung in der Endphase des Angriffs.

 

 

Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.